Sonntag, 13. Februar 2011

Sind 140 Zeichen noch genug?

Der Twitter-Client TweetDeck hat nun ein Feature, mit dem man über den Dienst deck.ly auch Nachrichten mit mehr als 140 Zeichen schreiben kann. Das ist soweit nichts besonderes, aber da das Erstellen und Dereferenzieren der Nachrichten in TweetDeck automatisch im Hintergrund läuft, hebt sich der Dienst recht angenehm von Konkurenten ab... zumindest für TweetDeck-User wie mich.

Alle anderen sehen nämlich nur einen Tweet mit den ersten Zeichen und einen Link auf den Rest, was das lesen der Timeline ausgesprochen umständlich macht, wenn der Anteil verkürzter Tweets überhand nimmt. Wer solche Dienste zu exzessiv nutzt, darf sich also nicht wundern, wenn er/sie viele Follower verliert.

Trotzdem würde ich mich freuen, wenn Twitter eine offizielle Lösung anbieten würde, das 140 Zeichen-Limit zu umgehen. Diese Lösung hätte dann gute Chancen, client-übergreifend zu funktionieren.

Bleibt die Frage, ob ein solcher Dienst von den Twitter-Usern überhaupt akzeptiert werden würde. Bei einer (nicht-repräsentativen) Diskussion heute Morgen überwogen die negativen Stimmen, die am 140 Zeichen-Limit festhalten möchten.

Ich persönlich denke auch, dass Twitter mit unbegrenzter Tweetlänge nicht funktionieren würde, da der Dienst dann in Monster-Tweets ohne Punkt und Komma ersticken würde.

Dennoch glaube ich, dass Twitter von einer Anhebung des Limits durchaus profitieren könnte. Die 140-Zeichen-Begrenzung dürfte technisch daher rühren, dass ein Tweet zusammen mit ein paar Metadaten in eine SMS von 160 Zeichen passen sollte.

Im Zeitalter von Smartphones mit speziell auf Twitter ausgerichteten Apps finde ich dieses Feature verzichtbar, zumal auch SMS inzwischen länger als 160 Zeichen sein dürfen und mit MMS eine Alternative für noch längere Texte besteht. Die Kosten sollten dabei kein Argument sein, denn ob der Twitter-User einen Text manuell auf mehrere Tweets (und damit SMS) verteilt oder das System lange Tweets lediglich für die wenigen SMS-User automatisch aufsplittet, macht von den SMS-Kosten keinen Unterschied. Ohne SMS-Flat dürfte eine Nutzung von Twitter via SMS sowieso ziemlich aussichtslos sein.

Dagegen sprechen für eine moderate Erhöhung die folgenden Punkte:
  1. Es ist möglich, auch mal einen etwas komplexeren Gedanken verbalisieren zu können, was sicherlich dem allgemeinen Niveau zuträglich wäre. Wohin extreme Simplifizierung komplexer Zusammenhänge führen kann, kann man jeden Morgen in der Bildzeitung nachlesen oder sich in den "Wissenschaftsmagazinen" mancher Privatsender anschauen.

  2. Die Namen von Adressaten und Hashtags (Schlagworten zur Kategorisierung von Tweets) gehen von den 140 Zeichen ab, so dass für die eigentliche Botschaft noch weniger Platz zur Verfügung steht. Ohne Tags kann man sich aber keine Tweets zu bestimmten Themen selektiv anzeigen lassen. Was nützt der beste Tweet, wenn er kaum gelesen wird?

  3. Manche Stilmittel wie Ironie und Sarkasmus erfordern die Verwendung bestimmter Wörter und sterben, sobald man sich immer auf die kürzest mögliche Art und Weise ausdrücken muss. Das finde ich schade, weil ich meinen trocknen Humor via Twitter oft nicht transportiert bekomme, dabei soll Twitter eigentlich auch ein sehr subjektives, individuelles Medium sein.

  4. Die Zeit, die mit dem zurecht-trimmen eines Textes auf 140-Zeichen verbringt, könnte man in sinnvollere Dinge stecken.

  5. In mehrere Tweets aufgeteilte Inhalte kann man kaum noch retweeten (zitieren) ohne dass der Kontext und der Sinn verloren geht.

Bevor die "Traditionalisten" jetzt die Messer wetzen, möchte ich noch mal unterstreichen, dass ich den Kerngedanken von Twitter ("Fass Dich kurz!") gar nicht umstoßen will. Ich denke nur, dass Twitter in seiner jetzigen Form noch einen Großteil seines Potentials verschenkt.

Ein Limit im Bereich des Statustext-Limits bei Facebook fände ich sinnvoll. Das müsste irgendwo bei 420 Zeichen liegen.

Leider ist Facebook kein Ersatz für Twitter, da beide Dienste komplett unterschiedliche Zielgruppen haben: Facebook dient mehr der Vernetzung von Leuten, die man schon kennt; während Twitter doch eher ein Ad-Hoc-Netzwerk ist, auf dem man zwar auch seine Stamm-Follower hat, das sich durch die Hashtags und Re-Tweets aber auch laufend dynamisch umgruppieren kann, z.B. wenn gemeinsam eine Fernsehsendung geguckt wird.

Twitter macht es einfach, seinen eigenen Horizont und Bekanntenkreis zu erweitern, daher sollte Twitter meiner Meinung nach auch wieder zur alten Verhaltensweise zurückkehren, auch Mentions an Leute, denen man nicht selbst folgt, anzuzeigen.

In diesem Sinne: Was denkt Ihr über das 140-Zeichen-Limit, wie und für was nutzt ihr Facebook und Twitter?

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ein anfang wäre ja schon mal wenn nur noch reiner text gezählt werden würde.
Also #hashtags und @user nicht gezählt werden würden.

Twitter ist zwar ganz nett,aber es gibt noch viel zu tun!

Es müsste eigentlich auch möglich sein tweets aus einer bestimmten region zu folgen!

Sowas wie folge:Bielefeld+5okm,oder folge:#wettendass

Naja,und die lbs sache verstehe ich eh nicht,nach was da die plätze eingeteilt werden.

Und twitter sollte mal nen eigens pc Programm bringen!
Die aktuellen Programme sind alle nicht so der bringer,und syncen auch nicht.
Aber ne nachricht die ich schon auf dem iphone gelesen habe,muss ich ja nicht nochmal auf dem rechner im programm sehen!

pcxHB hat gesagt…

Über die Suchfunktion kann man auch Hashtags wie #wettendass folgen. Das ist keine einmalige Suche sondern auch ein Echtzeit-Filter. Das Ergebnis kann man sich dann z.B. in TweetDeck in einer eigenen Spalte anzeigen lassen.

Regionale Filter werden wohl noch daran scheitern, dass noch zu wenige ihre Positionsdaten an ihre Tweets anhängen. Es gibt aber Seiten, die neue Tweets in Echtzeit auf einer Karte darstellen, damit kann man dann auch Benutzer in der Nähe finden.

Wenn Du wirklich jeden Tweet lesen willst, kannst Du auch Twitterer in Deinen RSS-Reader laden. Da kann man dann z.B. im Google Reader auch zwischen Geräten syncen. Wie das bei den normalen Twitterclients aussieht weiß ich nicht. TweetDeck synct zumindest die Spaltenkonfiguration wenn man es entsprechend konfiguriert. Aber ich habe schon lange aufgegeben, alle Tweets zu lesen. Ich lass das nur im Hintergrund mitlaufen und habe mir Filter gebaut, die mich bei bestimmten Tweets benachrichtigen. Ansonsten reagiere ich nur auf das, was ich mehr oder weniger per Zufall sehe.