Montag, 15. September 2014

Körperlos

/// Wer will findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe. ///

Samstag Abend war ich zum zweiten Mal auf einer Schaumparty in der K13 Sauna in Oldenburg.

Ich hatte mir schon öfters vorgenommen mal wieder hinzufahren, aber immer wieder Gründe gefunden, es dann doch nicht zu tun. Mal ging es wegen Neurodermitis-bedingter Hauptprobleme nicht (die Gründe waren leider nicht vorgeschoben denn strukturelle Integrität ist bei einer Schaumparty das A&O), mal schreckte der große Overhead ab (wer eine Kabine haben will um die Nacht bis zum ersten Zug nach Hause zu überdauern muss früh da sein und noch mal genauso lange dort warten bis der Zug endlich kommt). Mal überwogen die Zweifel, ob der erste Besuch überhaupt noch zu toppen ist und mal erschlaffte der gute Vorsatz nach dem dem Besuch gewisser Internetseiten schon vorher wieder auf Basispriorität und wurde dadurch schnell durch andere Dinge verdrängt. Irgendwas liegt ja bekanntlich immer an.

Nun nach fast genau 2 Jahren war es dann wieder soweit.

Um 15:30 (6,5 Stunden vor Partybeginn) war ich an der Sauna-Rezeption um noch eine Kabine zu ergattern - dennoch zu spät, nix mehr frei. Wenn Schaumparty ist, ist die Bude immer gerammelt voll.

Auch eine Schrank-Reservierung für einen späteren Check-in war leider nicht möglich. Ich hatte auf etwas mehr Kulanz gehofft, denn für Besucher von Auswärts sind die Partys irgendwie doof zu erreichen. Die Sauna liegt direkt am Oldenburger Hauptbahnhof und die Parkplätze in der Straße sind trotz Parkscheinautomat voll. Die saunaeigenen Parkplätze sind vermutlich ebenso schnell weg wie die Kabinen und die Oldenburger Parkhäuser sind von ihren Öffnungszeiten nicht wirklich kompatibel mit nächtlichen Partys. Da ist die Anreise mit der Bahn die bequemste Lösung. Der erste Zug nach Bremen fährt allerdings erst wieder kurz nach 6.

/// Pläne... ///

Meine ursprüngliche Planung sah vor, eine Kabine anzumieten, in der Kabine nach der Party auszuschlafen und so gegen halb 8 gemütlich Richtung Heimat aufzubrechen. Eine Saunakarte gilt für maximal 12 Stunden, danach kann man noch um maximal 4 Stunden verlängern bevor ein erneuter Eintritt fällig wird. Wenn man inkl. etwas Sicherheitspuffer bis 8 bleiben will, darf man also nicht vor 16 Uhr einchecken.

Da auch Schrankreservierungen nicht möglich waren, habe ich mich noch eine halbe Stunde am Bahnhof in die Sonne gesetzt um dann um 16 Uhr einen Schrank zu reservieren/bezahlen.

/// Doktorspiele ///

Schaum gibt es nur von 22 bis ca. 2 Uhr. Also noch 6 Stunden Zeit.

Ich habe die Zeit genutzt um mir "Doktorspiele" anzuschauen; einen Film, auf den ich bereits seit ich den ersten Trailer gesehen hatte, sehr gespannt war. Nachdem ich von der vampirolaktischen Werbung der Nachmittagsvorstellung schon ausreichend fremdbeschämt war, setzt der Schock mit dem Beginn des Vorspanns und seiner Abhandlung über Testosteron ein. OMFG, wo bin ich da nur reingeraten?

Aber je länger der Film lief, desto besser wurde er. Ob er nun das deutsche American Pie ist, weiß ich nicht.  Ich glaube, die Filme sind nur bedingt vergleichbar. Aber Doktorspiele ist eine gute Mischung aus vielen süßen Jungs und einer Story, die das Genre zwar nicht neu erfindet, aber auch nicht zu sehr in den Genre-Klischees mitschwimmt. In jedem Fall eine gute Einstimmung auf den restlichen Abend. (Bluray ist schon vorbestellt!)

/// Nummerierte Müllsäcke ///

Nach einem kurzen Abstecher zum McDonalds im Hauptbahnhof (es wird eine lange Nacht!) war ich gegen 19 Uhr zurück in der Sauna. Inzwischen waren nicht nur alle Kabinen sondern auch alle Schränke ausgebucht und die immer noch zahlreich eintreffenden Partygäste konnten ihre Klamotten nur noch in nummerierten Säcken an der Rezeption einlagern lassen.

Immer noch 3 Stunden zu überbrücken.

Auf den Aufbau der Sauna war ich ja schon in meinem oben verlinkten Blogartikel von vor 2 Jahren eingegangen, viel hat sich seit dem nicht verändert. Für mich persönlich fehlt irgendwie eine Attraktion, die die Sauna auch ohne Schaum attraktiv macht. Kein Pool, keine vernünftigen Fußbäder, kein schöner Ruheraum mit Musik-DVD wie in Berlin.

Das Publikum war durchmischt und alle Altersgruppen vertreten. Die Schnuckelquote war absolut in Ordnung, auch wenn viele Jungs in Begleitung waren.

/// Gott ///

Punkt 22 Uhr wurde die Schaum-Area eröffnet und ich war als einer der ersten mit dabei. Der Schaum war angenehm warm, das Gedränge mal größer und mal kleiner, ebenso wie die Schaumhöhe. Ich habe mich immer so positioniert, dass ich nicht zu tief im Schaum stand, denn Schaum und Brille sind keine gute Kombination. Wenn überall Schaum ist, kann man sie auch nicht so leicht sauberwischen. Beschlagene Gläser sind allerdings kaum zu vermeiden, da hilft dann nur raus, entschäumen und sauberwischen. Nur in der Dampfsauna ist das noch schlimmer.

Wer mich kennt weiß, dass ich nicht unbedingt ein Freund von schnellem Sex bin. Dementsprechend habe ich mich auf der Party was das angeht auch eher zurückgehalten. Aber ich mag die Ungezwungenheit: Mode und Klamotten spielen auf solchen Partys keine Rolle und es dominieren die schlichten weißen Handtücher, welcher der Saunabetreiber zur Verfügung stellt. Und ich genieße den Körperkontakt.

Wenn ich einen süßen Schnuggel im Arm halte (und nur dann), glaube ich an einen Gott!

/// Postschaumatische Gedanken ///

Nach rund 3 Stunden ging ich endgültig aus dem Schaumbereich raus und habe mich auf eine der Ruheliegen zurückgezogen um eine erste Bilanz des Abends zu ziehen: Ja, die erste Party war noch zu übertreffen, bei weitem sogar!

Mit fortschreitender Uhrzeit zogen sich immer mehr Besucher in ihre Kabinen zurück (so sie denn eine bekommen hatten - Jungs unter 25 haben hier einen taktischen Vorteil weil sie keinen Eintritt zahlen müssen) oder verließen die Sauna. Einige, die wohl auch auf ihren Zug warten mussten, lagen im Ruheraum auf einer Liege und schliefen. Eine Gruppe älterer Männer saß an der Bar.

Die Playlist in der Lounge zeigte auch erste Redundanzen. Kurz um: Nicht mehr viel los.

Rumsitzen/liegen war auf die Dauer zu kühl, somit habe ich regelmäßig Saunagänge eingelegt. Es gibt zwei Trockensaunen und eine Dampfsauna, ich habe aber keine Temperaturangeben gesehen.

Viel Zeit für viele Gedanken.

Beim Schätzen des Alters mancher Partygäste wurde mir auch schmerzlich bewusst, dass ich mich selbst langsam aber sicher der 50%-Marke der statistischen Lebenserwartung nähere. Grund genug, für eine nächtliche Mini-Midlife-Crisis und die Frage, was ich rückblickend anders gemacht hätte und - wichtiger noch - was ich daraus für Schlüsse für die Zukunft ziehen sollte.

Und wie es wohl wäre, sich die Welt wie ein körperloser Geist einfach mal eine Weile aus der Distanz anzuschauen, losgelöst von Zeit und Schaum. Da ich nicht wie Wowbagger enden möchte (ich bin ihm so schon ähnlich genug) und ohne Schnuggel im Arm nicht leben kann, habe ich den Gedanken wieder verworfen.

/// Back To Earth ///

Sonntag früh um halb 8 war ich wieder zu Hause und hatte erstmal einigen Schlaf nachzuholen. So richtig erfolgreich war ich dabei nicht und der Sonntag blieb lethargisch. Ich habe mit diesem Blogeintrag begonnen, habe ihn aber nicht so recht zu Ende bekommen. Dann noch viel emotionale Musik gehört und früh ins Bett gegangen. Zum Glück hatte ich für den heutigen Montag in weiser Voraussicht (und weil mein letzter Urlaub jäh durch eine Dienstreise unterbrochen wurde) einen Tag Urlaub eingereicht.

Nun steht erstmal wieder eine arbeitsame Woche an. Und dann sollte ich mal schauen, ob ich einen Teil der Vorsätze von Sonntag früh in die Tat umsätzen kann... aber wie das so ist, mit den Vorsätzen...

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