Freitag, 12. Juni 2009

Singapur: Kommunikationsbarrieren

Nun liege ich wieder frisch gewaschen unter meiner Bettdecke und chatte, surfe und blogge ein wenig an meinem Netbook.

Das Bett ist fast zu so groß wie meins zu Hause, also rund 2x2m. Das Bad ist durch eine Glaswand vom eigentlichen Zimmer abgetrennt und wenn man die richtigen der 1000 Lichtschalter drückt (es gibt eine Vielzahl kleiner Lämpchen in der Decke, der Wand und hinter Verkleidungen) sieht das Zimmer richtig stylisch aus.

Vorhin habe ich auch mal die gigantische Badewanne ausprobiert... hat ein ganzes Weilchen gedauert, bis sie ansatzweise voll war.

Mit der richtigen Begleitung wäre das Zimmer eigentlich das ideale Liebesnest... wenn die Jalousien offen sind, kann man vom Bett direkt in die Wanne und separate Dusche gucken, erstere eher im Kolonialstil, letztere sehr modern mit ebenerdigen Ablaufrinnen (leider ohne Duschvorhang). Da würden mir glaube ich schon ein paar Leute einfallen, mit denen ich hier gerne mal eine Nacht verbringen würde. Schade, dass schwule Kontakte hier verboten sind. Oralsex ist wohl nur im Heterobereich während des Vorspiels erlaubt... wer A sagt, muss wohl auch B blasen und wer zu früh aufhört macht sich strafbar?

Ich weiss allerdings nicht, was an diesen Mythen und Legenden tatsächlich dran ist. Alle Quellen im Internet lesen sich recht ähnlich und scheinen alle verwandte Wurzeln zu haben. Neben dem Hotel scheint so was wie ein Nachtclub zu sein... was da wirklich geboten wird, kann ich allerdings nicht sagen. Vielleicht gibt es ein paar juristische Kniffe, denn offiziell ist Prostitution hier afaik verboten.

Für geschäftliche Treffen ist mein Zimmer dagegen nicht geignet, da es an der Türseite kein Rollo sondern nur einen milchverglasten Streifen gibt. Oben und unten sind Tür und Wand transparent, so dass man auf dem Klo ziemlich auf dem Präsentierteller sitzt. Die Badezimmertür ist auch nicht abschließbar... wozu auch, wenn man eh alles von aussen sieht. Function follows form.

Ähnliches gilt wohl für die Klimaanlage, deren Temperaturregler keine Wirkung zeigt. Wenn sie an ist, beträgt die Temperatur immer 20-21°C, egal welche Temperatur man vorgibt. Wenn ich am Schreibtisch am PC sitze (da steht seit vorgestern ein Barebone-PC mit zwei Monitoren) mache ich die Anlage lieber aus, denn dort zieht es sonst selbst auf kleinster Ventilatorstufe wie die sprichwörtliche Hechtsuppe.

Gestern bin ich eigentlich den ganzen Tag nur U-Bahn gefahren. Die sind auch klimatisiert und extrem sauber. Keine Kaugummis, keine Kratzer an den Scheiben... alles tadellos.

Durchaus auch einige süße Jungs, viele davon barfuß in Sandalen, kurzer Hose und kurzärmeligem T-Shirt. Viele haben auch moderne Handys und MP3-Player... Singapur ist kein armes Land. Dies merkt man auch am Autoverkehr: Die Straßen sind voll, obwohl Autofahren auf dieser kleinen Insel ein großes Privileg ist. Man muss zunächst eine extrem teure Genehmigung erwerben um überhaupt ein Auto kaufen/besitzen zu dürfen, hinzu kommen dann noch hohe Steuern. Ein kleiner Polo soll (laut hörensagen) ca. 80'000 S$ kosten, also umgerechnet rund 40'000 EUR. Ich weiss allerdings nicht, ob da die Genehmigung schon mit drin ist. So gibt es hier auch zwei Kategorien von Autofahrern: Die, die es beruflich brauchen, z.B. Taxifahrer, fahren meistens ziemlich alt aussehende Gurken, die vom Komfort aber durchaus ok sind. Klimaanlage ist Pflicht und selbst die Taxischilder sind oft mehrfahrbige LED-Displays, die z.B. in grün "TAXI" oder in rot "BUSY" oder "HIRED" anzeigen können. Handwerker nutzen oft ältere Lieferwagen, auf denen die Gesellen hinten auf der Ladefläche mitfahren.

Die andere Gruppe sind diejenigen, die es sich einfach leisten können und neben den Steuern und Gebühren auch noch das Kleingeld für eine Luxuskarosse haben.

Heute habe ich den Tag fast komplett im Hotelzimmer verbracht und am PC gearbeitet, nur Abends waren wir noch kurz in der Fressmeile eines nahegelegenen Einkaufszentrums. Essen ist hier recht günstig, selbst für ein paar Euro kann man schon eine komplette Mahlzeit kriegen. Da Singapur ein Schmelztiegel unzähliger Kulturen ist, bekommt man wirklich alles. Von McDonalds über europäische Spezialitäten bis hin zu allen möglichen Varianten der asiatischen Küche bekommt man das gesamte Spektrum von lecker bis ekelig, von zivilisiert bis barbarisch. In einem Laden konnte man sich z.B. einen lebenden Frosch aussuchen.

Ich war in meiner Nahrungsauswahl bisher jedoch recht konservativ und alles was ich bisher gegessen habe, würde es in ähnlicher Form sicherlich auch in Deutschland geben, wenn auch sicher deutlich teurer. Und hier in Singapur wurde umgesetzt, was ich mir auch in Deutschland schon lange in aisiatischen Lokalen wünsche: Es gibt Fotos vom Essen.

So gibt es oft bebilderte Menükarten, wo man einfach drauf tippen kann. Das erspart unangenehme Überraschungen, denn die Kommunikation mit den Einheimischen finde ich doch zuweilen sehr schwierig. Teilweise bin ich nicht mal sicher, ob sie mir auf Englisch, Chinesisch oder irgend einer anderen Sprache geantwortet haben. Der Akzent ist mitunter schon extrem. Zum Glück war der Kollege, mit dem ich hier bin, schon öfters hier und hat sich an das "Singlish", wie er es nennt, schon etwas besser gewöhnt.

Durch meine PC-Arbeit heute hatte ich auch ein wenig Einblick in den regulären Hotelbetrieb und Zimmerservice. Zweimal kam jemand an und fragte, ob ich Wäsche zum Waschen habe (zwei Kleidungsstücke pro Tag sind im Zimmerpreis mit drin), einer wollte die Minibar auffüllen und zum Schluss kam noch jemand zum Bettenmachen, Putzen und Handtuchwechsel.

(Beim ersten Hotelangestellten dachte ich schon fast, das Seuchenschutzkommando steht vor der Tür. Die arbeiten hier alle mit Mundschutz/Gesichtsmaske, was der Verständigung nicht unbedingt erleichtert.)

Die Tür hat auch einen Sperrbügel, mit dem man sie von innen verriegeln kann (wie bei einer Türkette). Meistens wird kurz geklingelt (die Hotelzimmer haben auch Türklingeln) und dann kommt auch schon jemand reingerannt, weil die Hotelangestellten meistens davon ausgehen, dass tagsüber niemand auf den Zimmern ist. Vor dem WC-Besuch ist es während der Servicezeit also sehr angeraten, die Tür zu verriegeln... ansonsten siehe oben unter "Präsentierteller".

Gestern hatte ich mich mal wieder darüber geärgert, dass der Zimmerservice meine kompletten privaten Sachen (Koffer, Zahnbürste etc..) umgestellt hatte. Ich stehe ja auf dem Standpunkt, dass die Sachen des Gastes für den Zimmerservice tabu sein sollten und dann halt mal drumrum gewischt wird. Hier hat man dort allerdings keine Hemmungen. Generell nicht. Beim Check-In wurde ich nicht nur nach der Nummer eines Fluges gefragt, sondern sogar nach der exakten Sitzbezeichnung.

Die Tage muss ich auch noch mal den großen Pool testen... von meinem Zimmer habe ich ihn teilweise im Blick. Allzuviel los scheint dort allerdings nicht zu sein und auch Schnuckel habe ich dort noch keine gesehen... aus der 19. Etage sieht man allerdings auch nicht allzuviele Details.

So ganz richtig ist das mit der 19. Etage nicht. Die 4. Etage existiert nicht (wahrscheinlich aus dem selben Grund, weshalb bei uns oft die 13. weggelassen wird) und das Erdgeschoss wird bereits als erste Etage gezählt.

Soviel erstmal, der Eintrag ist ja schon wieder lang genug.... ;-)

3 Kommentare:

Eknoes hat gesagt…

Hört sich doch gar nicht soo schlecht an ;) Das Zimmer hört sich voll cool an. Da bekommt man total Lust auf verreisen :D

lg
Eknoes

pcxHB hat gesagt…

Denn komm vorbei... im Bett ist wie gesagt noch viel Platz und laut Hotelbroschüre bekommt man für einen kleinen Aufpreis auch Frühstück und Service für Gäste... ;-)

Anonym hat gesagt…

... ja, das Hotel hört sich ganz gut an. Welches ist es denn? S. steht auch noch auf meinem Reiseplan für die nächsten Jahre.