Mittwoch, 25. Juni 2008

Kleine und große Skandale

Die Tagesschau hat sich bei der Deutschlandfahne "verdrückt" und die Boulevardpresse freut sich 'nen Keks. Ich finde die Häme auch übertrieben, auch wenn ich mir nicht so recht vorstellen kann, wie man sich beim Kolorieren "verdrücken" kann. Das geht doch eigentlich nur, wenn man das Grafikprogramm mit einem Touchscreen bedient und vergessen hat, das VGA-Kabel reinzustecken?

Apropos VGA-Kabel: Vor ein paar Tagen wollte eine Sendung auf ZDFdoku aufnehmen. Der Sender wird leider nicht analog ins Kabel eingespeist, somit war ich gezwungen, die Sendung über DVB-T am PC aufzunehmen. Da die Sendung erst spät kam, wollte ich zum Strom sparen eigentlich den Monitor ausschalten. Das ging aber nicht. Immer wenn ich den Monitor ausgeschaltet hatte, stürzte die TV-Software ab. Der Monitor ist via DVI angeschlossen und überträgt offenbar auch Daten zurück zum PC... wieso das aber zum Absturz der Anwendung führt, bleibt mir ein Rätsel.

Auch MS Excel ist für allerlei Merkwürdigkeiten gut. Ein Kollege wollte heute längere Texte in die Zellen einer umfangreichen Tabelle einfügen, bekam aber in einigen Zellen nur Rauten (#) zu sehen. Weder das Umkopieren des Textes noch das Vergrößern der Zellen änderten daran irgend etwas. Der Fehler trat immer auf, sobald der Text in der Zelle länger als 256 Zeichen war. In anderen Zellen ging es jedoch auch mit längeren Texten.

Eine kurze Internetrecherche meinerseits brachte dann die Lösung: Zelleninhalte mit weniger als 256 Zeichen sind ok. Zelleninhalte mit mehr als 1024 Zeichen sind auch ok. Wenn die Anzahl der Zeichen jedoch im Bereich dazwischen liegt, werden nur die erwähnten Rauten angezeigt. (Leider habe ich die URL mit der Symptombeschreibung gerade nicht griffbereit.)

Weiß der Geier, was Excel da treibt. Da 256 Zeichen eine magische Grenze ist, schaltet Excel vermutlich auf einen anderen Datentyp zur Speicherung der Daten um und aus irgend einem Grund klappt das nicht nahtlos. Abhilfe schafft jedenfalls, die betreffenden Zellen nicht als "Text" sondern als "Standard" zu formatieren. Ab Version 12 soll das Problem dann wohl auch behoben sein.

Sind die vorangegangenen Sachen noch recht amüsant, so ist mir das Lachen bei der Datenpanne in den Meldebehörden längst vergangen. Wie kann es sein, dass die Daten von Bürgern aus rund 200 Städten und Gemeinden über Jahre hinweg öffentlich im Internet rumliegen? Inkl. Geburtsdatum, Adresse, Foto und Finanzdaten aus der Lohnsteuererklärung?

Ursache war, dass die Administratoren der Ämter offenbar versäumt hatten, den Installations-Benutzeraccount nach Fertigstellung der Installation der Verwaltungssoftware zu löschen. Dieser war wiederum leicht auf den Internetseiten des Herstellers der Software in Erfahrung zu bringen.

So etwas darf einem Systemadministrator, der mit derart sensiblen Daten hantiert, einfach nicht passieren. Es gehört zu den obersten Grundregeln der Systemadministration, erstmal alle Defaultpasswörter durch eigene Passwörter zu ersetzen. Wenn das versäumt wird, muss das personelle Konsequenzen haben!

Mal ganz von der Frage abgesehen, wieso ein solch sensibles Netzwerk direkt an das öffentliche Internet angeschlossen sein muss. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik hat doch seine SINA-Boxen, da sollte doch ein sicheres, abgeschottetes VPN machbar sein?

Die Sache hat nur einen positiven Aspekt: Damit müsste auch dem letzten Deppen klar geworden sein, dass man jedem Politiker, der biometrische Daten wie Fingerabdrücke in Personalausweisen fordert, noch energischer auf die Finger klopfen muss. Die Fingerabdrücke kann man nämlich nicht einfach ändern, wenn sie eine übereifrige Behörde versehentlich ins Netz gestellt hat...

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