Sonntag, 1. Februar 2009

Facebook

Vorhin habe ich während der Fahrt zu meinen Eltern im Autoradio auf 1live (jener Radiosender, der sein Sendegebiet immer als "Der Sektor" bezeichnet und bei dem ich in diesen Momenten immer an eine DDR-Jugendwelle denken muss) ein Spiel gehört, bei dem der Moderator markante Sprüche von Poser- und Prollprofilen von Social-Networking-Seiten vorgelesen hat. Die Anrufer mussten aus drei Vorgaben auswählen, wer den Satz wohl von sich gegeben haben könnte. Genannt wurden dabei immer Alter, Geschlecht und Beruf.

So ganz bekomme ich das nicht mehr zusammen, aber eine Rechtsanwaltsfachangestellte hat in ihrem Profil wohl ziemlich übel über ihren Chef gelästert, obwohl sie rein berufsbedingt eigentlich wissen sollte, welche Folgen Beleidigungen in der Öffentlichkeit haben können.

Was ich mich dabei frage: Woher weiß der Sender denn, wer das Profil verfasst hat? Wenn da schon so komische Sprüche drinstehen, ist es wohl durchaus Wahrscheinlich, dass es sich bei dem ganzen Profil nur um ein Fake handelt und die Angaben zu Alter und Beruf nicht wirklich vertrauenswürdig sind. Quellen in Form eines Profilnamens oder zumindest des Netzwerkes wurden leider keine genannt.

Dass dieser Blogeintrag dennoch mit einem konkreten Namen überschrieben ist, hat daher auch einen anderen Grund: Ein Bekannter hat mir vor einigen Tagen eine Einladung zu Facebook geschickt und seit dem bin ich am überlegen, ob ich mich dort mal anmelden sollte oder nicht.

Der Punkt ist, dass Facebook auf realen Namen und nicht auf Pseudonymen aufbaut und das ist eine zweischneidige Sache.

Einerseits finde ich es sehr erfrischend, denn das pseudonyme Getue geht mir in meinem Stammchat ziemlich auf den Senkel. Dort herrscht teilweise eine extreme Oberflächlichkeit, Unverbindlichkeit und Unhöflichkeit. Manche bringen schon sehr verletzende Sprüche und wenn ihr Ruf ruiniert ist, löschen sie einfach ihre Profil und melden sich eine Woche später mit einem neuen Pseudonym wieder an. Eine Realnamen-Pflicht setzt die Hemmschwelle in meinen Augen deutlich höher und macht das Leben in einer solchen Community angenehmer.

Die Kehrseite ist, dass man in einem solchen Profil sehr genau filtern muss, was man über sich preisgibt, denn durch die echten Namen macht man es den im Internet oft angeführten neugierigen Personalchefs sehr einfach, sich umfassend zu informieren.

Auch wenn ich durch meinen Blog (und neuerdings auch die Webcam) sehr exhibitionistisch erscheinen mag, steckt doch ein umfangreiches "Identitätsmanagement" dahinter und ich mache mir ziemlich genaue Gedanken, welche Informationen ich wo rausgeben kann und wo eine Kamera stehen darf und wo nicht. Das Problem sind dabei weniger die Einzelinformationen als die Verknüpfungen, die sich daraus ergeben. Wer zum Beispiel von einem Blog auf Facebook und von Facebook auf Xing schließen kann, hat schon ziemlich umfassende Informationen über den Blog-Autor. Spock & Co are watching you!

Dass Webcams in manchen Fällen (und besonders in freien Fällen) auch ihre Gefahren haben können, ist mir vorhin beim Staubsaugen wieder unerwartet klar geworden: Das Staubsaugerkabel hat das Stativ von Kamera 1 (diese Kamera ist mobil, während die anderen Kameras normalerweise nicht bewegt werden) zu Fall gebracht und die Kamera ist lautstark gegen die Wand geknallt. Der Kamera hat's nicht geschadet, aber die Wand hat nun eine sichtbare Delle. :-(

Morgen geht's erstmal wieder auf Dienstreise, somit nicht wundern, wenn die Webcams erst ab dem Wochenende wieder aktiv sind. Die nächsten 5 Wochen werden wahrscheinlich ziemlich stressig und ich werde viel auf Achse sein. Die Dienstreise nächste Woche ist dabei nur der Anfang.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Obgleich ich Dir zustimme, finde ich es eigentlich traurig, dass die meiste "Zurückhaltung", die Menschen im Netz üben, aus der abstrakten Überlegung heraus rührt, was denn irgendwann irgendein verkappter Personaler, der womöglich einen todlangeweiligen, geraden und ziemlich spießigen Lebenslauf geführt hat, von einem findet bzw. hält.

pcxHB hat gesagt…

Ja, das finde ich auch sehr schade. Das kann einem den ganzen Spaß am Social Networking verderben... die Plattformen haben nämlich durchaus Potential...

Anonym hat gesagt…

pcxHB ... ich seh dich immer noch nicht im facebook ;)

pcxHB hat gesagt…

Jaaa... ich trau mich noch nicht so ganz...

Was gibt es denn bei Facebook, dass man da unbedingt sein muss? Erzähl mal...

Anonym hat gesagt…

Hab ich einen mehr auf der Freundesliste. ;)

Naja und ausserdem, das ist Web 2.0! Wer will heutzutage immer noch im Web 1.1 leben. Du musst dich genau so noch bei Twitter anmelden (falls nicht schon gemacht). Damit du microbloggen kannst und man genau nachverfolgen kann dass du gerade deinen Kaffee trinkst oder so...

Naja und Facebook, da wird halt dein Leben nachverfolgt. Wennst ein neues Motto oder Lieblingsgericht z.B. hast, wird das groß auf deiner Pinwand verkündet. Ausserdem kann man da evtl Leute treffen die du schon ewig kennst oder aus den Augen verloren hast. UND du hast dich selbst im Netz verewigt... ja, Blog hin und her. Aber das ist doch zu anonym.

Boah waren das gerade gute Argumente. xD

Aber ich weis auch nicht genau was ich bei facebook verloren hab, ich hab nur aus irgendeinen Grund einen Tab immer mit facebook offen wo ich auch öffters reinschau. Oder auch was kleines reintippsel...

pcxHB hat gesagt…

Wieviele hast Du denn schon in Deiner Freundesliste?

Bei Twitter bin ich schon... das ist aber bisher über das Versuchsstadium nicht hinaus gekommen... und wenn Du sehen willst, ob ich gerade Kaffee trinke, musst Du nur mal einen Blick auf meine Webcam werfen. ;-)

(Im Moment trinke ich Pfirsichsaft.)

Das mit den aus den Augen verlorenen Leuten ist allerdings ein Argument... vielleicht richte ich mir mal ein abgespecktes Profil ein.

Anonym hat gesagt…

Eigendlich nur drei Leutchen xD

Mein Freundeskreis ist leider nicht so Web 2.0 angehaucht.