Sonntag, 12. Mai 2013

Fatal Exception

Aus aktuellem Anlass mal wieder ein Blogeintrag von mir.

Eigentlich wollte ich schon Ende April mal wieder etwas schreiben und habe damit auch angefangen, den Post aber nicht bisher nicht veröffentlicht weil der Blogeintrag möglicherweise einigen Leuten vor den Kopf stoßen würde.

Im Kern geht es darum, dass mir einige (natürlich nicht alle!) Leute aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis mitunter gewaltig auf den Keks gehen. Die Gründe dafür sind individuell verschieden, lassen sich aber im Kern darunter subsumieren, dass ich mich unverstanden fühle und das Gefühl habe, in die falsche Richtung zu laufen. Nicht in die völlig verkehrte Richtung, aber auch nicht dahin, wo ich eigentlich hin möchte um meine Ziele, Träume und Visionen zu erfüllen. Bei manchen Menschen vermisse ich auch einfach die Leidenschaft, in eine Sache auch mal etwas mehr Arbeit reinzustecken damit das Ergebnis zwar vielleicht nicht perfekt, aber immerhin richtig gut wird. Statt Begeisterungsfähigkeit dominieren negative und gleichgültige Einstellungen, alles wird ständig relativiert und kaputt geredet. Ich bin sicher, diese Menschen haben diese Leidenschaft durchaus, nur eben nicht Bezug auf die Zielen, die auch mir wichtig sind. Es fehlt die Kongruenz der Ziele und Träume.

Ich bin mit meinem Leben, so wie es ist, unterm Strich schon eigentlich recht zufrieden, aber ich habe das Gefühl, dass noch wichtige Aspekte fehlen und das zieht mich manchmal ziemlich runter.

Im letzten (nicht veröffentlichten) Blogpost hatte ich diverse Beispiele aufgeführt, was so alles schief läuft. Es war für mich sinnvoll, diese mal aufzuschreiben um alles dabei noch mal zu durchdenken und zu ordnen. Eine Veröffentlichung ist dagegen nicht sinnvoll, denn ich will niemanden angreifen und ich möchte auch keine Detaildiskussion starten. Das was mich stört, habe ich ohnehin schon gesagt, da habe ich nichts in mich reingefressen (und in einigen Fällen gab und gibt es auch regelmäßig Zoff deswegen). Ich möchte auch nicht mit diesem Blogpost jetzt hier auf irgendwen Druck ausüben, so dass sich jemand für mich verbiegt um meinen Zielen näher zu kommen. Das möchte ich niemandem zumuten und es würde, denke ich, auch nicht funktionieren.

Im Laufe dieses Jahres werde ich - so denn alles nach Plan geht - in ein neues Haus umziehen und diesen Umzug möchte ich gleichzeitig auch als Anlass nehmen, bei dieser Gelegenheit noch ein paar weitere Dinge in meinem Leben zu verändern. Wie gut mir das gelingen wird und ob ich wieder in alte Gewohnheiten zurückfallen werde, muss sich zeigen. Ein neuer guter Vorsatz ist auf jeden Fall, meinen sozialen Aktionsradius zu erweitern und dadurch vielleicht die eine oder andere der oben angedeuteten vakanten Stellen füllen zu können. Wie ich das genau in die Tat umsetzen werde weiß ich noch nicht. Aber ich habe mehrere Ansätze.

Bei aller Trägheit und allem Zynismus und Selbstmitleid, den/das ich gelegentlich an den Tag lege, habe ich zum Glück ein Selbstdiagnosemodul tief in mir drin, das mich immer wieder zur Suche nach konstruktiven Lösungen animiert, anstatt mich in allzu tiefen Depressionen verfallen zu lassen. Welch großes Glück ich damit habe, ist mir vorhin beim Lesen eines Blogeintrags von einem Bekannten mal wieder klar geworden:

Der Bekannte beschreibt darin, wie er sich am 1. Mai versucht hat zu erhängen und wie er sich danach selbst in die geschlossene Psychiatrie hat einweisen lassen.

Ich habe überlegt, was ich zu dem Zeitpunkt wohl gerade getan haben mag, da ich die genaue Uhrzeit nicht kenne, weiß ich es nicht.

Ich kenne ihn seit einer gefühlten Ewigkeit bei Twitter. Wir waren nie wirklich eng befreundet aber ich folge ihm und er folgte mir. Inzwischen habe ich meine Aktivitäten auf Twitter sehr stark reduziert weil mir die Richtung, die dieser Dienst eingeschlagen hat, zunehmend missfällt. (Aus einer einstmals offenen Plattform wird zunehmend ein geschlossener Walled Garden. Aber das ist ein anderes Thema.) Irgendwann hat er mich bei Twitter entfolgt, bei Facebook sind wir noch befreundet, auch wenn der Kontakt leider inzwischen sehr eingeschlafen ist. Da er im Netz auf allen Kanälen ziemlich aktiv ist, bin ich für ihn wahrscheinlich nur ein entfernter Bekannter unter ziemlich vielen, während ich schon sehr traurig wäre, wenn er mich "entfreunden" würde. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich irgendwie heimlich in ihn verknallt wäre, aber er gehört zu den Leuten, zu denen ich eigentlich gerne engeren Kontakt hätte, aber nie die Zeit (und die richtigen Worte) dazu findet. (In diese Kategorie fallen noch eine ganze Menge weitere Leute, vielleicht sollte ich mal eine Liste zusammenstellen... wie die aktuellen Geschehnisse zeigen, bleibt dafür möglicherweise weit weniger Zeit als man denkt.)

Seine Gründe kenne ich nur teilweise und möchte sie daher auch nicht bewerten.

Was mich am Thema Selbstmord so schockiert ist, dass mir, wenn ich mal genauer überlege, eigentlich eine ganze Menge Leute einfallen, die schon einen Selbstmordversuch hinter sich haben und diese oft selbst für (scheinbar?) enge Freunde überraschend kamen.

Ich glaube, das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, weshalb die folgenden Gedanken allgemeiner Natur und nicht in direktem Bezug zum oben geschilderten Fall zu verstehen sind:

In Bezug auf Verkehrsunfälle liest man immer wieder, dass es viele Zeugen gibt und trotzdem keiner hilft. Daraus wird dann gerne eine Entfremdung und Gleichgültigkeit der Menschen abgeleitet, die aber wissenschaftlich so nicht haltbar ist. (Der einzelne Mensch ist durchaus hilfsbereit, in der Gruppe kann jedoch der Fall eintreten, dass sich alle nach dem Prinzip der sozialen Bewährtheit das beste Verhalten beim jeweils anderen abgucken wollen und dann am Ende gar nix passiert. Wer in eine Notlage gerät und dazu noch in der Lage ist, ist somit gut beraten, einen konkreten potentiellen Helfer direkt anzusprechen und möglichst konkret zu formulieren, welche Art von Hilfe benötigt wird.)

Man kann von Circus HalliGalli halten was man will (ich halte von der Sendung insgesamt momentan eher nicht so viel, auch wenn sie wirklich geniale Moment hat), mit ihrer Kampagne für das Rangeln haben Joko und Klaas - lässt man den übertriebenen Hype mal beiseite - im Kern nicht ganz unrecht: Die Menschen sind zu distanziert voneinander und der Abbau der physischen Berührungsängste ist vielleicht auch der erste Schritt zu einem offeneren Dialog miteinander. Ich habe auch schon überlegt, ob ich nicht mal eine Kontaktsportart wie Judo versuchen sollte. Auch wenn es banal klingen mag denke ich, dass so etwas für das seelische Gleichgewicht nicht zu unterschätzen ist, auch wenn es natürlich kein automatisch selig machendes Allheilmittel ist. Ich habe sogar schon dran gedacht, selbst mal eine Kuschelparty zu organisieren, dafür werde ich allerdings wohl erst noch ein paar Mitorganisatoren finden müssen.

Was meinen Bekannten angeht hoffe ich, dass er mit der professionellen Hilfe, die er nun erhält, sein Leben wieder in den Griff bekommt. Und für alle anderen, die sich von ihrem eigenen Leben zunehmend überfordert fühlen hoffe ich, dass sie sich rechtzeitig einer Vertrauensperson anvertrauen können, bevor es zum Äußersten kommt.

In diesem Sinne werde ich mich nun erstmal ins Bett begeben. Ich hoffe, ich konnte meine zentralen Gedanken rüberbringen, auch wenn ihre Formulierung der Uhrzeit geschuldet möglicherweise nicht optimal ist.