Montag, 12. November 2007

"Das kriminalistische Äquivalent zur Eigenurin-Therapie"

Nicht nur weil in Impis Blog gerade ziemlich ambitioniert über die Vorratsdatenspeicherung diskutiert wird, möchte ich noch mal ein paar Sachen zu meinem letzten Blogeintrag nachschieben.

Beim Lesen meiner RSS-Feeds sind mir insbesondere noch ein paar sehr lesenswerte Postings von Hanno Zulla aufgefallen, in denen er die Zusammenhänge -wie so oft- mal wieder ausgezeichnet auf den Punkt bringt:

Sein Beitrag "10 bis 20 Fälle" sammelt verschiedene Politiker-Statements zur Online-Durchsuchung aus denen deutlich wird, dass die Online-Durchsuchung offenbar als universelle Lösung für jedes denkbare Problem gesehen wird.

Zitat:
"Sehr hohe Hürden? Extreme Ausnahmefälle? Weniger als 20 Fälle im Jahr?

Der obige Katalog von Zitaten klingt eher so, als wäre die Online-Durchsuchung ein zertifiziertes Allzweckmittel gegen alles Böse dieser Welt - passt überall, hilft immer, quasi das kriminalistische Äquivalent zur Eigenurin-Therapie."

"Statistik ist nicht einfach" rechnet vor, dass der dramatische Anstieg der Kinderpornografie so dramatisch offenbar gar nicht ist, wenn man die Entwicklung des Internets berücksichtigt.

In "Speichellecker" beschäftigt er sich mit einem Artikel von Steffen Straubinger aus der Jungen Union. (Siehe dazu auch die Kommentare in einem anderen Blog.) Offenbar ist nicht nur manchen Kritikern der Vorratsdatenspeicherung mangelnde Sachkunde vorzuwerfen sondern auch ihren Befürwortern.

Last but not least geht es im Beitrag "Das Grauen, das süße Grauen" noch einmal um das (inzwischen etwas in den Hintergrund getretene) Thema Killerspiele und wie noch in den 80ern die Horrorfilme den Untergang des Abendlandes einläuten sollten. Süßer Teddy übrigens!

Zur Frage, ob die Vorratsdatenspeicherung überhaupt etwas bringt, weiß der Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung Antwort:
"Kronzeuge der Vorwürfe ist ausgerechnet eine Studie des Bundeskriminalamts, nach der die Vorratsdatenspeicherung die durchschnittliche Aufklärungsquote "von derzeit 55 % im besten Fall auf 55,006 %" erhöhen kann. In Irland und in einigen anderen Staaten, in denen es bereits eine Vorratsdatenspeicherung gibt, hatte sie keinen merkbaren Einfluss auf die Kriminalitätsrate. Aus diesen und aus anderen Gründen sei nicht zu erwarten, betonen die Organisationen, dass damit weniger Verbrechen geschehen würden und die Sicherheit der Bevölkerung gestärkt würde." (Quelle)

Bringt's das also? Oder geht es vielleicht eh um etwas ganz anderes?

Der Computer Club 2 berichtete Anfang des Jahre über ein wenig bekanntes Feature von Mobiltelefonen (ab ca. Minute 14 im Audiostream), sich ferngesteuert via Funk einschalten zu lassen und ohne Anzeige im Display wie ein Babyphon Geräusche aus der Umgebung abhören zu können. Die einzige Abhilfe ist das Entfernen des Akkus. Wer braucht da noch Verbindungsdaten?

Dabei sind wir laut Wolfgang Schäuble doch "eines der sichersten Länder der Welt" ?

Ich bin verwirrt.

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