Mittwoch, 2. Mai 2007

Sexueller Rassismus

Was es im Internet nicht alles gibt: Die einen vermieten sich selbst als Miet-Demonstranten, die anderen bauen einen kompletten Computer inkl. CPU selbst.

Demnächst beschert uns das Internet sogar einen privaten Geldautomaten, über den der geneigte Internetnutzer seine GeldKarte am eigenen Homebanking-Chipkartenleser aufladen kann.

Die GeldKarte ist auf dem Vormarsch, was vor allem daran liegen dürfte, dass Zigarettenautomaten nur noch mit Karte zur Altersverifikation benutzt werden können. Somit bleibt zu hoffen, dass die GeldKarte in Zukunft auch außerhalb der Rauchwarenindustrie eine größere Verbreitung findet und mein Traum von einer Welt ohne Kleingeld, wieder einen Schritt näher rückt.

Der neueste Schrei, der gerade umsich greift, ist ein Dienst namens Twitter, über den auch Technology Review bereits berichtet hat. Das Prinzip ist simpel: Es geht schlicht und ergreifend darum, der Welt mitzuteilen, was man jetzt gerade tut. Dazu kann man über diverse Kommunikationswege wie WWW, Instant-Messenger oder SMS kurze Nachrichten an einen Server schicken, der sie wahlweise öffentlich oder an eine geschlossene Benutzergruppe über die gleichen Kommunikationswege wieder rausbläst. Triebfeder hinter dem Erfolg des Dienstes dürfte wohl das menschliche Grundbedürfnis nach Nähe sein. Wenn man weiß, was ein Freund gerade tut, kann man so zumindest in Gedanken bei ihm sein und gemeinsam Erlebnisse erleben und teilen. Das verbindet.

Trotzdem besteht natürlich irgendwann auch die Gefahr, dass die Datenflut durch die ganzen vielen neuen "Web 2.0"-Dienste den Nutzer überfordert. Hier ist dann die große Schwierigkeit, alles unter einen Hut zu bekommen. Ich habe mir letztens einen Google Reader konfiguriert und ein wenig mit Yahoo Pipes experimentiert, um die Informationsflut aus unzähligen Blogs, Fotoalben, Newsseiten, Online-Comics etc. auf einer gemeinsamen Seite zu filtern und zu bündeln. Das manuelle Besuchen vieler einzelner Websites wird irgendwann einfach unpraktikabel und viele Dienste machen nur Sinn, wenn man sie auch regelmäßig benutzt. Das gilt sowohl für die Autoren (ein Blog, das nur alle paar Monate einen neuen Eintrag hat, wird nie einen festen Leserkreis gewinnen) als auch für die Konsumenten (wer nicht regelmäßig liest verliert den Anschluss).

Wenn Surfer Zeitmangel haben, bleibt häufig die Höflichkeit als erstes auf der Strecke. Ein Chatter brachte mich vor kurzem auf sexualracismsux.com, eine Seite, die nicht nur der Unhöflichkeit, sondern auch dem sexuellen Rassismus den Kampf angesagt hat. Unter letzterem verstehen sich dabei Aussagen wie "Bitte keine Asiaten!" oder "Keine Schwarzen!" in Dating-Chatprofilen. Die Seite empfiehlt statt dessen, die positiven Aspekte hervorzuheben und zu schreiben was man sucht, anstatt aufzulisten, was man nicht sucht. Ein Rat, dem ich mich durchaus anschließen möchte, auch wenn man letztlich wohl akzeptieren muss, dass Gefühle in den meisten Fällen eben nicht politisch korrekt sind. Andernfalls müsste man absolute Chancengleichheit fordern, so dass sich jeder in jeden verlieben können müsste und das ist wohl mehr als unrealistisch. (Was aber nicht heißt, dass man nicht zumindest versuchen sollte, sich auf den anderen Menschen einzulassen. Manchmal ist der erste Eindruck auch irreführend weil zu oberflächlich.)

Es ist dennoch höflicher und verbessert das menschliche miteinander, wenn man auch den Menschen außerhalb des eigenen "Beuterasters" nicht mit dem Holzhammer vor den Kopf stößt. Man kann Desinteresse auch auf höfliche Weise zum Ausdruck bringen, auch wenn manche Chatter zugegebenermaßen extrem hartnäckig sind und feine Andeutungen einfach nicht sehen wollen. Aber für die kann man auch später immer noch schwerere Geschütze auffahren.

Nachdem mein Trainingspartner heute keine Zeit zum Schwimmen hatte und auch aus meinem direkten Bekanntenkreis niemand kurzfristig einspringen konnte (prinzipiell hatten einige aber durchaus Interesse), habe ich heute spontan auch mal mal ein paar entferntere Bekannte im Chat angesprochen. Das Ergebnis war ziemlich ernüchternd: Von den meisten kam nicht mal ein simples "Nein" als Antwort zurück sondern die Nachricht wurde einfach ignoriert. In vielen Chats braucht man in zwischen ein ziemlich dickes Fell weil die Umgangsformen einfach unter aller Sau sind. Ohne jetzt die guten alten Zeiten heraufbeschwören zu wollen, aber als ich im Internet angefangen habe und das Netz noch kein Massenmedium für jederdau war (damals bin ich noch mitten in der Nacht aufgestanden weil da die Netzauslastung geringer und die Downloads schneller waren), war auch der Umgangston angenehmer.

Das Schwimmen habe ich mir dann für heute geschenkt und bin direkt nach Hause gefahren. Nächste Woche geht's hoffentlich in alter Frische weiter.

So weit erstmal. Da das Leben nicht nur aus dem Internet besteht, werde ich nun erstmal wieder Schluss machen. Back to my first life!

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