Freitag, 22. Juni 2007

Dümmer als die Polizei erlaubt

Da mich gerade wieder mal ein Bekannter über MSN dazu überreden wollte, einen sogenannten "Lästerchecker" (Blogeintrag mit ähnlichem Beispiel und Screenshot) herunterzuladen, möchte ich mich dazu noch mal kurz auslassen:

In regelmäßigen Abständen bekomme ich Nachrichten wie diese:
"Schau mal auf [regelmäßig wechselnde URL] ! Da gibts ein Programm, das anzeigt, was andere in MSN über dich schreiben!! funktioniert wirklich!"
Auf der Seite findet sich dann neben viel Geschwafel, wie toll das Programm sei, auch ein Downloadlink. Das Programm ist selbstverständlich kostenlos und nur mit der Bedingung verbunden, den oben genannten Text innerhalb von 5 Minuten an 15 Leute weiterzuschicken.

Damit das auch keiner vergisst, läuft ein großer Countdown, der die verbleibende Zeit anzeigt.

Der Download soll starten sobald man den Text entsprechend oft verschickt hat, was natürlich nicht klappen kann, weil die Website keine Chance hat, das irgendwie zu kontrollieren (auch nicht, wenn man vorher seine MSN oder ICQ-Id eingeben musste). Somit bekommt man immer nur eine Fehlermeldung.

Ich habe spaßeshalber mal in die Javascripte reingeguckt, die auf der Seite im Hintergrund laufen. Dieser Blick in den Quellcode offenbart auch den eigentlichen Sinn der Seite: Das Skript ruft zyklisch einen Werbebanner auf einer werbefinanzierten Seite auf. Die Lästerchecker-Seite dient also letztlich zum Werbebanner-Klickbetrug weil es für den Banner-Provider so aussieht, als würden wirklich verschiedene Leute auf seine Werbebanner klicken. Man braucht sicher nicht viel Phantasie um zu raten, wer das Geld für die scheinbaren Werbeklicks ausbezahlt bekommt...

Ich gehe nicht davon aus, dass alle diese Seiten den selben Betreiber haben, es dürfte vielmehr diverse Trittbrettfahrer geben, die versuchen, mit dieser Masche ein paar Euro (oder Dollar) zu verdienen. Die von mir untersuchte Seite ist relativ harmlos, da sie "nur" die Anbieter der Werbebanner bescheißt. Es mag aber auch Varianten geben, die versuchen, dem arglosen Surfer Trojaner unterzuschieben, die seine Bankdaten ausspionieren oder seinen Rechner zu einer Spam-Drohne umfunktionieren. Dann wird's kritisch, denn das kann auch ernsthafte juristische Konsequenzen haben.

Was ich damit sagen will: Benutzt euren gesunden Menschenverstand. Nichts ist im Leben umsonst und ein Programm, das Euch einfach so anzeigt, was andere über euch schreiben, gibt es nicht und wird es niemals geben. Das heißt nicht, dass dies für Hacker technisch nicht machbar wäre, aber das wäre dann mit Sicherheit kein Programm, das man einfach nur runterladen muss (die Betreiber von ICQ, MSN & Co sind ja auch nicht ganz dämlich). Und selbst wenn es eins gäbe wäre dessen Benutzung eine Straftat und zurückverfolgbar.

Wenn ich gemein wäre, würde ich jetzt sagen: Wer solche Links weiterverschickt, hat auch allen Grund, sich Sorgen zu machen, dass andere über ihn lästern. Aber ich bin ja nicht gemein. ;-)

Also haltet das Netz sauber von solchen Kettenbriefen, auch wenn die Website in diesem konkreten Fall ihr Versprechen sogar gehalten hat: Der Betreffende kann hier genau nachlesen, wie ich über ihn läster und dass die Zusendung eines sexy Nacktfotos die einzige Möglichkeit ist, in meinem Ansehen wieder ein wenig zu steigen. ;-)

Soviel erstmal. Der Flickr-Protest hat übrigens einen ersten Erfolg erziehlt: Yahoo hat die Filter etwas entschärft und erlaubt nun immerhin Inhalte der Stufe "Moderat".

Ich denke zwar, dass jeder Erwachsene das Recht haben sollte, alle Fotos unzensiert zu sehen, aber damit kann ich vorerst leben. Ich kann mich nicht erinnern, vor der Einführung der Filter schon mal richtige Pornografie bei Flickr gesehen zu haben. Das allermeiste fällt eh in die Kategorie mostly harmless.

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