Donnerstag, 14. Juni 2007

think flickr, think!

Einigen Lesern dürfte wohl aufgefallen sein, dass ich Produkte und Eigennamen in diesem Blog eher vermeide und mein Fotoalbum im Netz meistens nur neutral als "Webalbum" tituliere. Die ursprüngliche Intention war zwar, Schleichwerbung zu vermeiden (dies ist ja keine Soap im öffentlich rechtlichen Fernsehen, auch wenn es thematisch manchmal gewisse Überschneidungen geben mag), diese Neutralität hat jedoch auch den Vorteil, dass sich der dahinterstehende Anbieter recht einfach austauschen lässt.

Dies ist möglicherweise bald notwendig, denn der Yahoo-Dienst Flickr, den ich zur Zeit nutze, tut sich neuerdings durch Zensurbestrebungen hervor.

Ich möchte mich daher an der Aktion "think flickr, think!" beteiligen:


think flickr, think !


Der Artikel "Flickr verbietet Deutschen Nacktfotos" auf Spiegel Online beleuchtet auch ein wenig die juristischen Hintergründe, auch wenn über die waren Gründe, die Yahoo als Muttergesellschaft von Flickr zu diesem Schritt getrieben haben, nur spekuliert werden kann.

Auch wenn der Titel des Spiegel-Artikels diesen Schluss nahe legt, geht es hierbei keineswegs nur um Pornografie sondern generell um alle Bilder, die ein anderer anstößig finden könnte.

Als ich mich bei Flickr angemeldet habe, ließ sich die Philosophie der Seite noch recht einfach mit "leben und leben lassen" zusammenfassen. Erschreckend ist nun, dass Flickr Deutschland nicht nur mit Singapur, Hong Kong und Korea ein einen Topf wirft, sondern für Deutschland offenbar auch stärkere Jugendschutzbestimmungen als in den USA festlegt. Eigentlich sollte es andersrum sein, zumindest werden hier keine 17-jährigen wegen Oralsex zu 10 Jahren Knast verurteilt. Sollte sich diese blümerante Tendenz fortsetzen, werde ich wohl davon absehen, meinen derzeitigen kostenpflichtigen Flickr-Pro Account zu verlängern.

Eben gerade habe ich eine BBC-Dokumentation über pornosüchtige Minderjährige in England gesehen. Dort wurden drei Kids um die 16 vorgestellt, die zeitweise bis zu 4 Stunden jeden Tag Pornos im Internet angeguckt haben. Dass das nicht gesund sein kann, muss wohl nicht erwähnt werden, allerdings zeigt es in meinen Augen auch recht deutlich, dass Verbote im Zeitalter weltumspannender Datennetze wie dem Internet und Mobilfunknetzen als Mittel des Jugendschutzes zum Scheitern verurteilt sein müssen. Wer Pornografie sucht, wird auch immer welche finden. Wichtiger ist es, den Schülern die nötige Medienkompetenz zu vermitteln, um mit dem Internet mit all seinen Licht- und Schattenseiten umgehen zu können. Das verhindert nicht nur nur Kollateralschäden durch Zensur oder unsinnige Prozeduren bei Bestellungen im Internet, sondern erlaubt es den Kids auch, zu mündigen Bürgern heranzuwachsen.

Am Ende der Dokumentation hatte einer der drei Jungs Hilfe bei seinem Pfarrer gefunden (nachdem ihn bereits vorher schwere Schuldgefühle plagten), der zweite wurde von einer Sexualtherapeutin darüber aufgeklärt, wieso seine Hardcore-Pornosucht mit früherem Mobbing in der Schule zusammenhängt und der dritte meinte, dass er wohl auch im hohen Alter noch Pornos angucken würde.

Auch wenn man meiner Ansicht nach in bestimmte Vorlieben bei Pornografie nicht zu viel hineininterpretieren sollte, kann ich mir durchaus auch eine therapeutische Wirkung vorstellen:

Wer weiß, dass er sich gerne Gewaltvideos ansieht, weil er dann in seiner Phantasie von der Opferrolle des realen Lebens in eine starke, dominante Rolle, in der er sich sicher fühlt, wechseln kann, braucht irgendwann keine Gewaltvideos mehr.

Ein radikales Verbot führt dagegen dazu, dass Jugendliche Pornos, Gewaltvideos und "Killerspiele" heimlich konsumieren. Der Reiz des Verbotenen kommt als zusätzlicher Anreiz hinzu, während die Reflexion in Folge der Heimlichkeit des Tuns ausbleibt.

Soviel erstmal für heute. Das Schwimmen gestern musste ich absagen weil ich gestern bis 23:15 gearbeitet habe. Dementsprechend werde ich mir heute einen ruhigen Abend machen...

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