Montag, 1. Oktober 2007

Mit dem Navi durch Hogwarts

Der erste Urlaubstag... bisher ein relativ fauler Tag, an dem ich nur ein wenig saubergemacht und organisatorisches erledigt habe. So ist der Termin für den Austausch meines defekten Nachttisches nun für Donnerstag angesetzt.

Samstag war ich einkaufen und habe mir noch ein neues Spiel gegönnt: "Harry Potter und der Orden des Phönix"

Nachdem ich Samstag und Sonntag ausführlich probegespielt hatte, kann ich sagen: Ich bin begeistert!

Das Spiel ist ein nettes kleines Adventure, das zwar von der Story auf dem gleichnamigen Film aufbaut und auch mit der Eingangsszene des Films (der Dementorenangriff unter der Brücke) des Films beginnt, ansonsten aber nur lose der Filmhandlung folgt (zumindest soweit ich bisher gespielt habe). Wer eine grundsätzliche Idee des Harry-Potter-Universums hat, und sei es nur durch überfliegen des Wikipedia-Artikels, sollte sich in dem Spiel zurechtfinden.

Normalerweise halte ich nichts von Merchandising-Spielen und mache um sie einen großen Bogen, weil sich hinter vielen Titeln nur billig produzierter Schrott verbirgt, der auf der Erfolgswelle eines Films o.ä. mitschwimmen möchte. Hätte ich nicht zuvor eine Demo aus dem PS3-Shop ausprobiert, hätte ich dieses Spiel vermutlich auch ignoriert.

Auch der Orden des Phönix hat jene nervige Eigenschaft vieler Spiele nach einem Filmvorbild, an allen Ecken und Enden Bezüge zur Vorlage herstellen zu wollen. Für meinen Geschmack etwas zu dick aufgetragen und gekünstelt, aber das muss wohl bei Lizenzspielen so sein? Oder die Produzenten wollten die teure Lizenz voll auskosten, im Handbuch liest man auch hinter vielen Begriffen und Namen ein hochgestelltes TM.

Aber sei's drum, es ist erträglich.

Die Grafik finde ich ziemlich beeindruckend, man bekommt eine ziemlich gute Vorstellung vom Aufbau von Hogwarts und den Ländereien umzu. Das Schlößchen macht schon was her.

Auch die Charaktere sind optisch den Figuren aus den Filmen nachempfunden (besonders Draco sieht lecker aus). Im Laufe des Spiels kann man einige Bonusfilme freispielen, in denen diverse Originalschauspieler und Leute hinter den Kulissen zu Wort kommen und in denen auch Original und gerenderte "Fälschung" direkt gegenübergestellt werden (aus dem Bonusmaterial entnehme ich, dass zumindest die englischen Stimmen auch von den Originalschauspielern gesprochen werden. Wie es in der deutschen Version aussieht, weiß ich nicht, so genau habe ich sie nicht mehr in Erinnerung). Das Ergebnis kann sich schon sehenlassen. (Zumindest in der PS3-Version, die Versionen für die anderen Plattformen kann ich nicht beurteilen.)

Das einzige, was den Gesichtern wirklich fehlt, sind richtige Emotionen und Gesichtsausdrücke. Die Gesichter wirken noch viel zu starr.

Hogwarts ist voller kleiner Details, die es zu entdecken gibt, auch wenn die meisten von ihnen ziemlich unspektakulär sind. Generell scheint sich das Spiel vom Schwierigkeitsgrad eher an eine jüngere Zielgruppe zu richten, zumindest in der Defaulteinstellung "Leicht" kommt man recht geschmeidig voran. Wie es in den folgenden Schwierigkeitsstufen aussieht, werde ich dann in den nächsten Iterationen testen.

Das ist jetzt aber keine Kritik, sondern gefällt mir recht gut. Da ich eher Gelegenheitsspieler bin, mag ich Spiele, die mehr interaktive Filme sind und bei denen man nicht stundenlang an einer Aufgabe festsitzt. Bisher hat mich nur eine Aufgabe länger aufgehalten, so dass sie anfing lästig zu werden: Bei der Suche nach einem Passwort galt es ein Bild zu finden, dessen Position zwar genannt wurde, das ich aber trotzdem nicht gefunden habe. (Tipp: Wer im richtigen Stockwerk nicht fündig wird, sollte es mal in einem anderen Treppenhaus versuchen...)

Man hat im Schloss volle Bewegungsfreiheit und kann sich aussuchen, in welcher Reihenfolge man die Aufgaben lösen möchte. Da es mehrere Handlungsfäden gibt, kann man auch mehrere Aufgaben gleichzeitig bearbeiten und ist nicht blockiert, wenn man in einem Handlungsstrang gerade mal nicht weiter kommt. Ein meiner Meinung nach extrem wichtiger Aspekt an einem Adventure.

Damit man sich im gigantischen Schloss nicht verläuft, liegt eine Papierkarte mit in der Verpackung, die auch als interaktive Karte im Spiel verfügbar ist. Zudem fungiert die aus den Filmen bekannte Karte des Rumtreibers als Navigationssystem: Nach Auswahl des Zielortes erscheinen Fußspuren, denen man lediglich folgen muss. Dabei werden auch eventuelle Abkürzungen berücksichtigt, sobald man ihrer Kenntnis erlangt hat.

Wie alle Navigationssysteme hat allerdings auch dieses gelegentliche Aussetzer und genau das machte die oben angesprochene Portrait-Suche so nervig: Der Tipp, wo besagtes Bild zu suchen ist, kommt von einer Figur, die zusätzlich auch als Wächter eines Geheimgangs fungiert und einen nur durchlässt, wenn man ein bestimmtes Passwort nennt (was Harry auf Knopfdruck gewöhnlich auch automatisch sagt). Solange man das Bild nicht gefunden hat, wiederholt die Figur bei Ansprache immer nur den Bilder-Tipp, lässt sich aber nicht mehr zum Öffnen des Durchgangs überreden. Wer sich hier auf die Karte des Rumtreibers verlässt, sitzt an dieser Stelle in einer Sackgasse. Das ist äußerst lästig, aber zum Glück kein Beinbruch: Die Geheimgänge sind lediglich Abkürzungen und man kann auch außen rum latschen. Das dann aber ohne Autopilot, denn eine Funktion zur Berechnung einer Alternativroute gibt es leider nicht.

Ein wenig mehr Orientierungssinn könnte auch den beiden computergesteuerten Figuren Ron und Hermine nicht schaden. Die beiden folgen Harry die meiste Zeit wie ein Schatten und stehen dabei mitunter im Weg rum. Wenn Hermine dann auch noch alle paar Sekunden wieder und wieder auf die selbe zu erledigende Aufgabe hinweist, wünscht man sich doch manchmal sehnlichst, auch ein paar Zaubersprüche aus dem Bereich der schwarzen Magie benutzen zu dürfen.

Gezaubert wird bei der PS3 übrigens mit Gesten über den zweiten Joystick (die Wii-Version wird vermutlich die Wiimote als Zauberstab bemühen?).

Auch die Kameraperspektive ist noch verbesserungswürdig. In den meisten Fällen lässt sie sich zumindest manuell hinter Harry zentrieren, mitunter hängt sie allerdings auch hoch oben an der Decke und lässt sich nicht bewegen. Hier wäre eine normale 3rd-Person-Perspektive besser, wie sie inzwischen eigentlich jeder ordentliche Egoshooter bietet.

In einem Spieletest irgendwo Netz hatte ich noch Kritik an den deutschen Stimmen gelesen. Ich finde sie weitestgehend recht annehmbar, auch wenn Audio und Video gelegentlich nicht synchron laufen. Das scheint aber kein Problem der Übersetzung zu sein, denn manchmal liegen zwischen Stimme und Lippenbewegung der jeweiligen Figur mehrere Sekunden. Da ist wohl vielmehr im Steuerskript irgendwas durcheinander geraten.

Aber auch das trübt den Spielspaß nicht wirklich. Das Spiel ist sicher nicht perfekt, aber bisher fühle ich mich recht gut unterhalten.

Mal sehen, was uns der neue Adventure-Trend noch so alle beschert. Wer sich dagegen lieber noch ein wenig vom Charme der alten Adventures verzaubern lassen möchte, kann sich Monkey Island im Schnellvorlauf ansehen.

In diesem Sinne werde ich jetzt noch ein wenig weiterspielen... bis die Tage!

PS: Dieses indische Naan-Brot ist echt lecker. Einfach in den Toaster stecken und fertig. In diesem Fall war es die Knoblauch-Variante. Sollte mich heute noch jemand besuchen wollen, hätte derjenige das besser vorher angekündigt...

Das ist aber auch alles, weshalb Gäste etwas auf Distanz bleiben sollten. Meine Erkältung ist weitestgehend abgeklungen und auch wenn die Nase noch gelegentlich läuft, bin ich soweit wieder so fit wie zuvor.

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