Samstag, 5. Mai 2007

Die Stunde der Paranoiker

Was bringt die Zukunft? Eigentlich wollte ich zu dieser Fragestellung ein paar Fakten beisteuern, da meine Kristallkugel immer noch zur Reparatur ist, wird das jedoch noch warten müssen. Vielleicht ist es aber auch besser, über die Zukunft nicht zu genau Bescheid zu wissen?

Mir wird die Zukunft hoffentlich bald einen schnelleren Internetzugang bescheren, denn mit dem dünnen ISDN-Draht macht Surfen langsam wirklich keinen Spaß mehr. Als ich vor kurzem ein paar Bilder heruntergeladen habe war die Leitung soweit dicht, dass der Instant-Messenger regelmäßig Timeout-Fehler meldete und mein Stamm-Webchat völlig unbedienbar wurde. Auch meine Versuche, die Situation durch Tuning der Netzwerkparameter zu entschärfen, waren leider bisher nicht von Erfolg gekrönt. Vielleicht investiert der Rosa Riese ja endlich mal in den DSL-Ausbau in den ländlicheren Bereichen? Wenn der Telekomchef geschätzte 100 kEUR im Monat(!) verdient erhält, scheint es an Geld zumindest nicht zu mangeln. Das sind Dimensionen, die man sich wirklich einmal auf der Zunge zergehen lassen muss. Das ist ein Vielfaches von dem, was die meisten Menschen im Jahr verdienen!

Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Gesellschaft in den nächsten Jahrzehnten weiterentwickelt und wie der Klimawandel voranschreitet, nachdem der Emissionshandel offenbar erstmal gescheitert ist und man die Verschmutzungsrechte hinterher geschmissen bekommt. (Bei Preisen von unter einem Euro wäre das vielleicht auch ein gutes Geschenk für die Raucher aus dem Bekanntenkreis? Das nächste Weihnachtsfest kommt erfahrungsgemäß früher als man denkt.)

Um späteren Generationen einen Einblick in das Leben der guten alten Zeit(tm) oder -je nach dem weiteren Verlauf der Geschichte- auch des schwarzen Kapitels der Menschheit zu ermöglichen, sammelt die britische Nationalbibliothek nun Emails aus jener Zeit, als wir -wie ein Leser im Forum postete- noch "nichts anderes im Kopf hatten, als uns gegenseitig über die billigsten Potenzpillen, Orgien mit Hausfrauen aus der Umgebung und günstige Finanzanlagen in Zentralafrika zu informieren". Jeder Mensch ist somit aufgerufen, seine Emails an die Bibliothek weiterzuleiten.

Ich vermute zwar, dass es in der Zukunft durchaus auch noch genug andere Quellen über das Leben kurz nach der Jahrtausendwende geben dürfte, dennoch finde ich ein solches Projekt ganz interessant. Nur wenn man die Vergangenheit kennt und versteht, kann man aus ihr für die Zukunft lernen.

Die Teilnahme an dem Projekt ist wie gesagt freiwillig, auch wenn man vor dem Weiterleiten empfangener Mails aus moralischen und juristischen Erwägungen heraus besser die Erlaubnis des Verfassers einholen sollte.

Dennoch finde ich es nicht nur unverständlich, sondern auch ausgesprochen nervig, dass die meisten Poster im Heise-Forum gleich wieder Spionage und Verschwörungen der Regierungen wittern. Liebe Leute, auch Paranoia ist eine Krankheit und in diesem Zusammenhang ziemlich kontraproduktiv!

Wer diesen Blog regelmäßig liest weiß, dass ich auch schon oft für den Datenschutz eingetreten bin. Wenn jedoch jeder Schreibzugriff auf irgend eine Festplatte dieser Welt einem Pawlow-Reflex folgend sofort mit dem Otto-Katalog in Verbindung gebracht wird, ist das dem Datenschutz mit Sicherheit nicht dienlich sondern führt bestenfalls dazu, dass die ganze Diskussion nicht mehr ernst genommen wird. Das ist einfach schon zu ausgelutscht.

Vielleicht steckt aber auch der von Bruce Schneier ins Spiel gebrachte Generationenkonflikt hinter den unterschiedlichen Ansichten zum Thema Datenschutz. Ich bin jedenfalls durchaus geneigt ihm zuzustimmen: Das Verhältnis zum Datenschutz ist im Umbruch und jüngere Internetnutzer neigen eher zu einem freigibigeren Umgang mit ihren Daten als ältere. Hier gilt es einen persönlichen Weg zu finden, der nicht jede Kommunikation im Keim erstickt (Kommunikation und Datenschutz sind erstmal komplementäre Ziele, die sich gegenseitig ausschließen), aber auch keine Einladung zum Identitätsklau ist.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

1,2 mio sind doch noch recht moderat. ich denke da eher an die bankchefs, die dann auch mal in richtung zweistelliger millionenbeträge tendieren...

und zum datenschutz:
ich habe zwar den artikel (noch) nicht gelesen, aber der generationenkonflikt erscheint mir hier fehl am platze - es sind ja nicht die jungen leute, die einfluss auf den datenschutz nehmen. sie nehmen höchstens ihr (noch) vorhandenes recht nicht in anspruch...

Anonym hat gesagt…

dazu ergänzend:
http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,300826,00.html

- wie wär's mal mit ner editierfunktion? ;)

pcxHB hat gesagt…

Moderat verglichen mit anderen Managern...

Ich glaube trotzdem nicht, dass es die Mitarbeiter, deren Jobs auf der Kippe stehen, tröstet, wenn der Chef mal eben auf zwei Monatsgehälter verzichtet. Konsequent wäre gewesen, wenn er gesagt hätte, dass er auf sein Gehalt komplett verzichtet und vom Ertrag seiner Aktienpakete etc. lebt, solange der Konzern am straucheln ist.

Zum Datenschutz wollte ich eigentlich nur sagen, dass keine der beiden Extrempositionen erstrebenswert ist: Ohne Datenschutz rutschen wir in einen menschenverachtenten Überwachungsstaat. Mit 100%igem Datenschutz wäre so ziemlich jede Kommunikation/Kultur unterbunden, weil man kaum etwas sagen kann, was nicht direkt oder indirekt auch dritte tangiert. Das merke ich ja an meinem Webalbum: Dort ist nur ein Bruchteil der Bilder überhaupt öffentlich sichtbar, weil ich andernfalls erst Berge von Genehmigungen einholen müsste. Zum Beispiel die Fotos vom Rundfunkmuseum: Ich hatte ja schon Verhandlungen aufgenommen um eine Veröffentlichungsgenehmigung für die Bilder zu bekommen. Erst sah es auch gut aus, aber dann haben sie sich plötzlich nicht mehr gemeldet und ich habe auch keine Lust, dafür einen riesigen Aufwand zu treiben. Somit bleiben die Bilder erstmal privat.