Sonntag, 18. März 2007

Der Dildo des Grauens (ABC-Alarm im Sexshop)

Ralf König ist ein Visionär. So hat er uns nicht nur die Nebenwirkungen von Bullensteroiden aus der Tierzucht vor Augen geführt, sondern uns auch vor dem Kondom des Grauens gewarnt. Das Grauen, das in einem normalen deutschen Sexshop lauert, konnte er allerdings wohl nicht vorhersehen. Aber alles der Reihe nach.

Freitags mache ich (wenn möglich) immer etwas früher Feierabend und nutze die Zeit um ein paar Einkäufe zu erledigen. Außerdem gucke ich nach neuen DVDs, mache einen Streifzug durch die PC-Abteilungen der Elektronikmärkte (besonders in einem Elektronikmarkt bei meinem Lieblingsverkäufer) und manchmal, ja manchmal auch durch den benachbarten Sexshop einer bekannten Erotikkette.

Es begab sich an jenem Tag, dass ich noch ausreichend Zeit für einen ausgedehnteren Bummel hatte, also schnappte ich mir einen attraktiven Verkäufer um mich von ihm durch das Sortiment führen zu lassen. Es stellte sich allerdings heraus, dass dieser Verkäufer auch nicht so richtig fit auf seinem Gebiet war und eine Kollegin aus dem Lager holen musste, um meine Fragen nach den genauen Inhaltsstoffen der Produkte beantworten zu können. (Vielleicht war er noch neu oder rational denkende Kunden sind in solchen Läden zu selten?)

Die Frau hatte dann auch wirklich Ahnung und klärte uns (den Verkäufer und mich) über die feinen Unterschiede auf. Wenn man sich einige Produkte genauer ansieht, liest man dort kleingedruckte Hinweise wie "nicht für den medizinischen Gebrauch" und ähnliches.

Wer -die Führung macht's möglich- eine Nase voll Luft aus der Verpackung nimmt, versteht auch sofort, dass solche Hinweise durchaus ernst gemeint sind. Anders ausgedrückt: Es stinkt bestialisch nach Lösungsmitteln und Chemikalien und der Verkäufer neben mir machte einen großen Schritt nach hinten und verzog angewiedert die Miene. Offenbar war ihm vorher auch nicht so ganz klar, was er da für Stinkbomben im Regal stehen hatte.

Bei den teureren Produkten war der Geruch nicht ganz so extrem, aber auch ihr Preis-Leistungsverhältnis erfüllte mich nicht gerade mit Befriedigung. Das meiste macht den Eindruck, als käme es direkt vom Schwarzmarkt einer fernöstlichen Kleinstadt (nichts gegen fernöstliche Kleinstädte!). Billigste Plastikgehäuse, keine Produktkennzeichnungen, teilweise nicht einmal ein Hinweis auf den Hersteller.

Die Welt der Erotik ist offenbar eine ferne Welt, in der ganz andere Gesetze gelten. Nur dort[1] ist es offenbar möglich, unterirdisch billig aussehende und gesundheitlich fragwürdige Produkte zu Mondpreisen zu verkaufen, ohne schon nach einer Woche bankrott zu sein. Genau genommen finde ich es eigentlich einen Skandal, dass in Deutschland ein Dildo, den ich mir nicht einmal guten Gewissens als Zimmerdekoration hinstellen würde (von seiner prinzipiellen Eignung dafür mal ganz abgesehen), als Spielzeug für den Intimbereich verkauft werden darf, ohne dass eine Behörde einschreitet. Ich meine, in Deutschland ist doch auch sonst alles geregelt.

Immerhin beruhigt mich die Gewissheit, dass man auch ohne solche Produkte ein erfülltes Sexleben haben kann, das mit ein wenig eigener Kreativität weder langweilig, teuer oder ungesund sein muss.

Und hiermit schließt sich der Kreis, ebenso wie vorerst auch der Giftschrank. Gehabt Euch wohl und einen guten Start in die neue Woche (die für mich gleich mit dem halbjährlichen Zahn-TÜV beginnt).


[1] Gut, ich gebe zu, das ist etwas optimistisch gedacht. Manche Produkte zum Schutz vor Elektrosmog erfüllen wohl auch diese Kriterien... wie heißt es so schön: Jeden Tag steht ein Dummer auf...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ein guter Artikel!!!