Donnerstag, 1. März 2007

Neues aus dem Giftschrank

In den letzten Tagen jagt eine Hiobsbotschaft die nächste: Gifte an allen Ecken, selbst die Dilbert-Comics haben das Thema auf amüsante Weise aufgegriffen.

McDonalds hatte zwar noch nie den Ruf, besonders gesunde Nahrungsmittel herzustellen (manche Menschen sprechen den Produkten besagter Kette sogar den Status eines Nahrungsmittels ab), die neuesten Erkennisse der Stiftung Warentest sind jedoch sehr besorgniserregend: Der Acrylamid-Anteil in deren Pommes erreicht den Signalwert von 530 Mikrogramm Acrylamid pro Kilogramm, was sich eigentlich vermeiden lassen sollte, immerhin sind die Gefahren schon seit längerem bekannt. So achte ich -aus eben diesem Grunde- schon seit längerem darauf, meine Pommes aus dem Backofen mit maximal 190°C zuzubereiten. Ich hoffe, dass die McD-Chefs dort schnell nachbessern. Bis dahin werde ich wohl lieber zu Burger King fahren, deren Pommes die besten im Test waren. Ob es dort auch besser schmeckt, wie die Werbung vollmundig verspricht, sei dabei dem Gaumen jedes einzelnen überlassen. Es schmeckt auf jeden Fall anders und die Produkte machen meiner bescheidenen Meinung nach einen hochwertigeren Eindruck.

Während bei Acrylamid bereits Grenzwerte und Tipps zur Vermeidung dieses Giftes existieren, steckt die Erforschung bei der von der Stiftung Warentest ebenfalls in den Pommes gefundenen Industriechemikalie PFT (perfluorierte Tenside) noch in den Kinderschuhen. Keine schönen Aussichten.

Nun kann man versuchen, wenn einem schon das Essen verleidet wird, vorrangig von Luft und Liebe zu leben. Auch hierbei wird die Luft allerdings ganz schnell dünn und (fein)staubig.

Wie immer, wenn die Politik vom Klimawandel überrascht wird, werden als erstes Stimmen nach einem Fahrverbot in Form autofreier Wochenenden und einem generellen Tempolimit laut. Gleichzeitig führt die Bremer Straßenbahn AG eine neue Preiserhöhung inkl. einem Nachtzuschlag von einem Euro pro Nacht ein (bzw. hat dies zum 01.01.2007 schon getan).

All diese Maßnahmen finde ich nicht gut, denn sie beruhen einzig und alleine auf Zwang und werden auf dem Rücken der Verbraucher ausgetragen. Es ist sicherlich unstrittig, dass etwas gegen den Klimawandel getan werden muss. Allerdings sind Verbote keine Lösung - was wir brauchen sind vielmehr Alternativen. Ich persönlich würde gerne häufiger auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, denn wie die meisten Berufspendler empfinde ich Autofahren auch mehr als Last denn als Vergnügen. Aber Aktionen wie der Nachtzuschlag der BSAG führen nicht unbedingt dazu, dass die ohnehin schon teilweise recht dürftigen Verkehrsverbindungen häufiger genutzt werden. Nicht nur, weil es nach der Mehrwertsteuererhöhung schon wieder ein Griff ins Portemonnaie der Kunden ist, sondern vor allem auch, weil es das Bus- und Bahnfahren wieder komplizierter macht: Denn auch wer es mit Monats- oder Semesterticket gewohnt war, in jeden Bus einfach einsteigen zu können, muss sich nun ein zusätzliches Nachticket kaufen. Lediglich einzelne Tickettypen sind vom Nachtzuschlag befreit was einerseits Geld spart, andererseits die Tarifstrukturen aber auch nicht unbedingt übersichtlicher macht. Dies schreckt vor allem Gelegenheitsfahrer ab und verhindert so zuverlässig, dass aus Gelegenheitsfahrern im Laufe der Zeit vielleicht auch einmal Stammkunden werden.

Von einem generellen Tempolimit darf man auch keine Wunder für den Klimaschutz erwarten. Erstens sind die meisten Strecken in Deutschland ohnehin bereits limitiert. Dort, wo keine Schilder stehen, sorgen oft genug Staus und Dauerbaustellen dafür, dass der Autofahrer ohnehin nicht unbegrenz schnell voran kommt.
Zweitens sorgen die ständig steigenden Spritpreise und die gekürzte Pendlerpauschale dafür, dass es sich viele Leute bereits jetzt schon überlegen müssen, wieviel und wie schnell sie ihr Auto noch bewegen wollen und können.

Auch bei den Glühbirnen sehe ich wenig Sinn in einem Verbot der konventionellen Birne als solcher. Ein Verbot bedeutet, dass keine Glühbirnen mehr verkauft werden dürfen. Es ist sicherlich sinnvoll, möglichst viele Glühbirnen durch Energiesparlampen zu ersetzen, allerdings gibt es nach wie vor auch Fälle, in denen Energiesparlampen bisher keine Alternative zur Glühbirne sind. Energiesparlampen spielen dort ihre Vorteile aus, wo ein Licht lange Zeit eingeschaltet bleibt. Für eine Kellerlampe, die immer nur 30 Sekunden eingeschaltet wird um eine neue Milchflasche zu holen, macht das keinen Sinn, zumal viele Energiesparlampen erst warm werden müssen bevor sie ihre volle Helligkeit erreichen. Von einer Lichtorgel mit Energiesparlampen ganz zu schweigen.

Mein Lösungsansatz wäre umweltfreundliche Technologien zu fördern (Alternativen schaffen!) anstatt auf alle möglichen Verbote zu setzen. Vor einigen Monaten habe ich dazu einen interessanten Artikel gelesen, dessen URL ich leider im Moment nicht wiederfinde. Die Grundaussage war aber sinngemäß: Man braucht 90% der Ressourcen (Zeit, Geld) um die letzten 10% eines Problems zu lösen. Soll heißen: Es wird sicher noch ein Weilchen dauern, die heutige Technologie in Fahrzeugen und Kraftwerken zu einem ökologisch einwandfreien Produkt zu entwickeln. Wenn man aber alle Länder (China!) auf den Stand des heute möglichen bringen könnte, wäre für die Umwelt auch schon sehr viel gewonnen. Andersrum ausgedrückt hilft es wenig wenn hier nur noch solarbetriebene Elektroautos fahren wenn die Industrie mancher Schwellenländer ihre Abgase in großen Mengen ungefiltert in die Atmosphäre bläst.

Ist also wenigstens die Liebe umweltverträglich? Leider nein. Aber damit befasse ich mich in einem späteren Blogeintrag.

Schließlich wurde nun endlich bewiesen was auch ich schon lange vermutet hatte: Das Wetter ist am Wochenende schlechter als in der Woche.

Aber ich freue mich trotzdem aufs Wochenende! (-:

In diesem Sinne bis die Tage!

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

dieser gesundheitswarn ist wirklich phantastisch in seiner ironie. alle paar tage pommes zu essen ist auch nicht gesünder, wenn man sie mit max. 190° zubereitet. im übrigen ist davon auszugehen, dass McD durchaus qualitätsware produziert, sonst hätten wir davon in filmen wie supersize me bereits gehört (McD gibt ja mit seinen qualitätsbelieferern an, das hat bestimmt schonmal jemand widerlegen wollen). dass sich da ein wesentlicher unterschied bei burger king finden lässt, ist wohl kaum wahrscheinlich - also in der tat geschmackssache. nja, und wenn die restliche ernährung aus fertiggerichten besteht, musst du dir darum ohnehin keine gedanken mehr machen ;)

mit der umwelt ist es natürlich genauso: wir würden sie ja gerne schonen, aber erst sollen die anderen mal anfangen. auf welche alternativen wartest du denn? es gibt bereits hybridantriebe, den thematisierten ÖPNV, energiesparlampen, ökostrom (zum dazu buchen / "fördern"). es gibt auch schon emissionszertifikate, kyoto-konferenzen, etc. aber wie du immer so schön sagst, dass kommunismus nicht funktioniert, funktioniert auch umweltschutz im kapitalismus nicht. entweder es machen alle mit, oder die mitmachenden sind nicht konkurrenzfähig. besteht aber eine möglichkeit, etwas billiger anzubieten, macht es auch (mindestens) einer. kann gar nicht funktionieren, hat jüngst sogar ein politiker laut gesagt (sinngem. "umweltschutz sind mit der derzeitigen form von kapitalismus nicht vereinbar"). aber der kapitalismus funktioniert ja... ganz davon abgesehen geht es, so weit ich informiert bin, längst nicht mehr um "schon viel gewonnen", sondern alles oder nichts. aber wir idealisten reden ja nur.

P.S. das einzige ticket ohne nachtzuschlag, dass man quasi "on the road" erwerben kann, ist m.W. übrigens - wer hätte es gedacht - das nachtticket. (ansonsten sind ohnehin nur ein oder zwei tickets ausgenommen, und zwar die für diejenigen, die berufsmäßig um diese zeit (0 bis 4 uhr) fahren müssen (könnten).)

pcxHB hat gesagt…

Es gibt einen Unterschied zwischen McD und Burger King... die Stiftung Warentest hat ihn ja nachgewiesen.
In wie weit man das verallgemeinern kann weiß ich nicht, es wurden ja nur Pommes getestet (die von McD waren auch nicht die schlechtesten im Test, siehe Link). Aber guck Dir mal die Hamburger an, die Brötchen sehen bei Burger King nicht so labbrig aus wie bei McD.

Hybridantriebe sind eine gute Sache, genau solche Alternativen meinte ich. Aber die Technik braucht noch etwas Entwicklung bevor sie serienmäßig in jedes Auto (auch einen Kleinwagen) eingebaut werden kann. Ebenso Solarzellen. Die sind noch zu ineffizient um sich wirklich zu lohnen.

Den Kapitalismus kann man auch für die Umwelt einsetzen, z.B. könnte man mit dem Geld aus der Ökosteuer den Nahverkehr billiger machen. Oder besser gesagt: Könnte, denn das Geld ist ja schon anderweitig verplant.

Anonym hat gesagt…

nunja, die stiftung warentest ist teilweise auch etwas vage, wenn nicht gar fragwürdig (bei computerartikeln kann man das ja immer ganz gut sehen). labbrige brötchen haben auch per se nichts mit qualität zu tun, sondern mit geschmack. McD-pommes sind z.B. labbrig, aber ich finde sie - gerade deswegen? - besser als die von burger king.

es gibt doch schon seit ewigkeiten elektroautos, die sollten doch so langsam mal serienreif sein? im übrigen sind es doch nur wirkliche alternativen, wenn sie nicht in jedem auto verbaut sind. wenn du darauf wartest, dass es nur noch solche gibt, werden sie sich nie durchsetzen. und in deutschland schonmal gar nicht ^^.

ja, könnte man. aber der kapitalismus funktioniert so gut, dass inzwischen jedes land, dass nicht über öl verfügt, mehr oder weniger hoch verschuldet ist. da ist die förderung von öpnv nicht gerade eine gut erscheinende sache, das verfügbare geld zu investieren. nachdem die EU weitere atomkraftwerke empfohlen hat, sind ja aufeinmal auch die mehrheit der deutschen wieder für atomkraft (angeblich lt. tagesschau.de). also vllt bald auch nichts mehr mit windkraftwerken. wer bei kapitalismusalternativen praktisch argumentieren will, sollte auch den kapitalismus in der praxis betrachten. und da fehlen wohl schon ein bisschen die argumente, dass kapitalismus auch nur im geringsten zum umweltschutz beiträgt.

aber hey, bevor das umweltproblem ernsthaft ist gibt's eh kein öl mehr. und damit bekommt dann wohl letztendlich auch good ol' marx recht, dass der kapitalismus in sich zusammenbricht.

pcxHB hat gesagt…

Naja, die Stiftung Warentest testet anders als Power-User oder die meisten PC-Zeitschriften dies tun würden. Die orientieren sich mehr an den Bedürfnissen der normalen Nutzer und für die stehen mitunter andere Gesichtspunkte im Vordergrund (z.B. Fallprüfungen bei Handys). Somit kann man ihnen das wohl nicht vorwerfen. Außerdem steht immer genau dabei, was und wie getestet wurde. So kann sich jeder selbst ein Bild machen und die Einzelnoten ggf. auch anders gewichten.

Zum Kommunismus: Du kannst ja in Deinem Blog mal genau aufschreiben wie Du Dir das im Detail vorstellst. Also nicht nur auf Marx verweisen sonden mal richtig konkret auf die heutige Zeit bezogen. Ich vermute, beim Schreiben wirst Du selbst merken, dass das nicht so einfach ist.

Zu den Hybridautos: Nicht jedes Auto muss einen Hybridantrieb bekommen (obwohl das sicher auch nicht verkehrt wäre), aber die Auswahl ist noch zu klein und eher im Oberklassesegment angesiedelt. Es gibt keine Kleinwagen, was u.a. auch an dem nötigen Platz für die Technik liegt. Aber das ist sicherlich auch nur eine Frage der Zeit.

Zu den Hamburgerbrötchen: Ich hatte ja geschrieben, dass das nur meine Meinung ist. Natürlich ist das auch Geschmackssache. Ich habe auch nichts gegen McD oder deren Mitarbeiter, ganz im Gegenteil. Meine Kritik bezog sich mehr darauf, dass das Problem mit dem Acrylamid vermeidbar ist wenn man sich bei der Zubereitung an ein paar Grundregeln hält. Andere Firmen bekommen es ja schließlich auch hin.