Samstag, 28. April 2007

Organe organisieren

So langsam scheint sich der dunkle Schatten über der Musikbranche etwas zu lichten. Die Kopierschutzmauern beginnen zu bröckeln und selbst die großen Plattenfirmen scheinen inzwischen zu erkennen, dass besagte Mauern eher die Kunden auf Distanz halten. Auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung, fehlt also nur noch die längst überfällige Preiskorrektur.

Ich habe die letzten Tage mehrfach versucht, einen Song zu finden, den ich vor kurzem gehört habe. Ich habe leider nur ein paar Fragmente aus dem Text, aber seit sämtliche Lyrics-Seiten im Internet verklagt wurden und es weniger hart bestraft wird, statt dem Songtext gleich die ganze MP3-Datei illegal online zu stellen, ist es gar nicht mehr einfach, via Suchmaschine den Titel und Interpreten zu finden. :-(

Dabei würde ich den Track ja sogar kaufen, wenn ich denn wüsste wie er heißt...

Am besten wäre natürlich eine "Kulturflatrate", mit der sämtliche Urheberrechtsgeschichten im Musik- und vielleicht auch Filmbereich abgegolten wären. Dann würden die oft verteufelten Musiktauschbörsen auch endlich wieder auf einem sicheren Fundament stehen. Zumal die Macher mancher Studien die Funktion der Tauschbörsen noch nicht so recht verstanden zu haben scheinen: Die Technik selbst ist weder gut noch böse und was am Ende dabei heraus kommt, hängt vom Umgang der Nutzer mit dem Medium ab. Daraus eine allgemeine Gefahr für die nationale Sicherheit zu konstruieren, halte ich jedenfalls für etwas weit hergeholt.

Fragwürdiger finde ich dagegen schon das "Organsharing", das der Nationale Ethikrat plant: Da Spenderorgane knapp werden, soll in Zukunft jeder Mensch 'ausgeschlachtet' werden dürfen, wenn er nicht bereits zu Lebzeiten widersprochen hat oder seine Angehörigen eine Organentnahme ablehnen.

Organspenden selbst sind eine gute Sache und unterstützenswert, allerdings sollte eine Spende immer freiwillig geschehen. Freiwillig bedeutet, dass der Spender zu Lebzeiten sein Einverständnis gegeben hat (Opt-In). Das gegenteilige Opt-Out-Verfahren gilt nicht umsonst auch im Marketing-Bereich als unseriös und ist in Deutschland verboten.

Die beste Lösung wäre meiner Ansicht nach eine Verwaltung dieser Daten durch die Einwohnermeldeämter: Diese könnten bei jeder Ausstellung eines neuen Personalausweises nachfragen, ob der Antragsteller mit einer Organspende einverstanden ist und dies ggf. auch gleich im Ausweis vermerken. Dann würde ein separater Organspendeausweis entfallen und im Falle des Falles würde viel Zeit gespart werden: Wenn ein Ausweis mit einer Zustimmung vorliegt, kann sofort operiert werden. Im umgekehrten Fall, bei dem jeder per Default zum Spender wird, muss dagegen erst geprüft werden, ob nicht doch irgendwo ein Widerspruch existiert, der möglichweise beim tödlichen Unfall verloren gegangen ist oder zerstört wurde. Das kostet wertvolle Zeit, die der Organempfänger möglicherweise nicht hat.

Bis es soweit ist, sollte ich beim nächsten Apothekenbesuch wohl auch mal nach einem Spenderausweis fragen. Neben der Rettung von Menschenleben macht so ein Ausweis schließlich auch ein kleines bisschen unsterblicher. (Und wenn ich böse wäre, würde ich noch hinzufügen, dass einige Menschen eine Hirnspende dringend nötig zu haben scheinen... aber ich bin ja nicht böse, außerdem sind solche Spenden vom Transplantationsgesetz nicht gedeckt und auch nicht möglich, da der Hirntod eine zwingende Vorrausetzung für die Organentnahme ist.)

In diesem Sinne: Rest In Pieces.

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