Sonntag, 1. April 2007

Elephantastisch

Nachdem ich ja auch gelegentlich gerne mal einen Egoshooter spiele, muss ich natürlich auch auf eine die Demo gegen das Verbot von Killerspielen hinweisen, die am gestrigen Samstag in Berlin stattfand. Viele sogenannte Experten machen es sich bei der Ursachenforschung sehr einfach.

Erfreulich, dass es auch noch differenziertere Sichtweisen gibt. Eine dieser Sichtweisen demonstriert Regisseur und Autor Gus Van Sant (u.a. Good Will Hunting) in seinem Film Elephant. Der Film hat es wirklich in sich. Er schildert in farbenfrohen Bildern das Leben einiger (nebenbei bemerkt ziemlich süßer) Jungs an einer amerikanischen Highschool. Bis zwei von ihnen Amok laufen, nachdem sie sich zuvor noch leidenschaftlich unter der Dusche geküsst haben. Nicht weil sie schwul sind, sondern einfach nur, weil sie noch nie einen Menschen leidenschaftlich geküsst haben und auch genau wissen, dass sie nie mehr die Gelegenheit dazu haben werden.

Eigentlich ist so ziemlich alles an diesem Film unkonventionell: Die Hauptcharaktere heißen genauso wie die Schauspieler, die sie spielen. Die Handlung wird aus der Sicht mehrerer verschiedener Charaktere gezeigt, die die gleichen Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln wahrnehmen. Aber eigentlich gibt es auch gar keine richtige Handlung. Der eine Amokläufer spielt gerne Killerspiele... der andere Beethoven auf dem Klavier. Beide sind Waffennarren, aber die Gründe der Tat bleiben im Dunkeln.

Filmstarts schreibt dazu:
'Van Sant maßt es sich nicht an, Ursachenforschung zu betreiben. Stattdessen verarbeitet er in „Elephant“ alles, was von den vermeintlichen Fachleuten als Missstände in der heutigen Jugend angeprangert wird. Gewaltverherrlichende Computerspiele und Filme, Heavy Metal, extremistische Tendenzen und eine verstörte Libido irgendwo zwischen Hetero- und Homosexualität. Doch dies allein wäre für van Sant zu simpel und zu sehr Schwarz-Weiß-Malerei, zu sehr Wasser auf den Mühlen all jener Moralapostel, die sich durch „Elephant“ all zu sehr bestätigt fühlen würden. Stattdessen lässt van Sant Alex - während Eric virtuell am Rechner fröhlich vor sich her meuchelt - am Klavier Beethovens „Für Elise“ üben. Ein gebildeter, kultureller Amokläufer? Ein Schlag ins Gesicht für all jene, die der Meinung waren zu wissen, was gut und was schlecht ist und wo sich die Grenze zwischen diesen beiden Extremen befindet.' (Quelle)
Auch wenn ich nicht glaube, dass -wie im Filmstarts-Artikel vermutet- Leute während des Films rausrennen, so ist es dennoch ein sehr ergreifender Film, der zum Nachdenken anregt.

Die Frage nach dem Titel beantwortet das Booklet zur DVD: Es geht um eine indische Parabel, in der es darum geht, dass man nicht von einem einzigen Teilaspekt auf das große Ganze schließen kann. Dies sollten sich auch unsere Politiker einmal zu Herzen nehmen. Ein Spiel alleine macht niemanden zum Massenmörder.

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